4 – Systematische Rechtsverletzungen
Der Globale Rechtsindex des IGB

Bosnien und Herzegowina

Die Mitgliedsorganisation des IGB in Bosnien und Herzegowina ist die Konfederacija Sindikata Bosne I Hercegovine (KSBiH).

Bosnien und Herzegowina ratifizierte 1993 das Übereinkommen Nr. 87 über die Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
und den Schutz des Vereinigungsrechtes (1948) und das Übereinkommen Nr. 98 über das Vereinigungsrecht und das Recht auf Kollektivverhandlungen (1949).

Praxis

Browse by:

Gewerkschaftsfeindliche Praktiken bei staatlichem Forstunternehmen23-05-2018

Angaben der Forst- und Holzarbeitergewerkschaft der Republika Srpska (SSPDPRS) zufolge habe die Geschäftsführung der staatlichen Forstgesellschaft in der Republika Srpska ihre Eingriffe in Gewerkschaftsangelegenheiten fortgesetzt, indem sie den Leitern der lokalen Niederlassungen des Unternehmens mit Blick auf “Methoden zur Organisation der Gewerkschaft” Anweisungen erteilt habe. Zudem hat die Geschäftsführung eine von ihr kontrollierte Personalvertretung weiter großzügig unterstützt, indem ihren Mitgliedern beispielsweise Firmenwagen zur Verfügung gestellt wurden.
Diese Vorgehensweise stellt eine direkte Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer freien und demokratischen Gewerkschaft dar. “Wir werden den Kampf gegen die Eingriffe der Geschäftsführung der staatlichen Forstgesellschaft in interne Gewerkschaftsangelegenheiten fortsetzen und für eine wirkliche Vertretung der Arbeitnehmerrechte in der Forst- und Holzwirtschaft eintreten”, so Vlado Pavlovic, der Vorsitzende der Gewerkschaft SSPDPRS.

Eingriffe in Gewerkschaftsaktivitäten und gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung 26-04-2016

Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Gewerkschaftsvertreter entlassen und die Beschäftigen eingeschüchtert oder unter Druck gesetzt wurden, aus der Gewerkschaft auszutreten oder einer „gelben“ Gewerkschaft beizutreten. Ein Arbeitgeber hat Austrittsformulare vorbereitet und an einem Tag 300 Gewerkschaftsmitglieder dazu gebracht, ihre Mitgliedschaft aufzugeben. In der Praxis ist es schwierig, eine Gewerkschaftsorganisation ohne implizite Genehmigung des Arbeitgebers zu gründen. Häufig versuchen die Arbeitgeber, die Ergebnisse von Gewerkschaftswahlen dadurch zu beeinflussen, dass sie die Beschäftigten unter Druck setzen, in einer bestimmten Weise zu wählen. Manche Unternehmen ziehen die Gewerkschaftsbeiträge zwar von den Löhnen ab, leiten sie aber nicht an die Gewerkschaft weiter, sondern machen damit, was sie wollen.

Ernsthafte Einschüchterungen bei einer politischen Demonstration15-12-2015

Im Dezember 2015 hat die Regierung der Republika Srpska die Verabschiedung umfassender Arbeitsgesetzänderungen bekannt gegeben. Das neue Arbeitsgesetz ist Teil der Reformagenda als Bedingung für einen neuen Kredit des Internationalen Währungsfonds. Die Gewerkschaften wurden dabei nicht konsultiert, und das Gesetz wurde im Eilverfahren durchgepeitscht. Es sieht eine beträchtliche Deregulierung des Beschäftigungsverhältnisses vor und wird von den Gewerkschaften, die zu einer landesweiten Demonstration aufgerufen haben, als inakzeptabel betrachtet. Während der Demonstration kam es zu erheblichen Einschüchterungen und Schikanierungen, einschließlich eines exzessiven Einsatzes von verdeckten Ermittlern, die die Protestierenden filmten und fotografierten. Zudem wurden Scharfschützen auf dem Dach der Nationalversammlung und in Nachbargebäuden postiert. Sämtliche Busse, die Teilnehmer/innen zu der Demonstration brachten, wurden von der Polizei aufgehalten und kontrolliert. Die Demonstranten mussten ihre persönlichen Daten angeben, wie etwa ihren Vor- und Nachnamen, ihre Adresse und ihren Arbeitgeber. Vor der Demonstration tauchte die Polizei unangekündigt in Gewerkschaftsbüros auf und verlangte die Listen der Beschäftigten, die sich an dem Protest beteiligen würden. Der Präsident der Republika Srpska und andere Regierungsvertreter forderten die Beschäftigten/Gewerkschaftsmitglieder öffentlich auf, bei dem Protest nicht mitzumachen und zu Hause zu bleiben. Den Organisatoren des Protestes wurde vorgeworfen, die Republika Srpska zu destabilisieren und zu zerstören.

Betriebliche Eingriffe21-06-2013

Das Unternehmen Global Ispat Koksana Inustrija Lukavac, das etwa 1.000 Mitarbeiter/innen beschäftigt, hat es nicht nur versäumt, die Löhne fristgerecht auszuzahlen, sondern sie auch einseitig unter das landesweite Minimum gesenkt. Zudem versucht die Betriebsleitung regelmäßig, die örtliche unabhängige FBIH-Gewerkschaft der Chemie- und Nichtmetallindustrie einzuschüchtern. Am 21. Juni 2013 forderte die Betriebsleitung etwa 60 langjährige Mitarbeiter auf, aus der Gewerkschaft auszutreten und somit als Vorbild für andere Beschäftigte zu fungieren.

Einschränkungen für Gewerkschaftszulassungen27-02-2012

2008 stellte der Gewerkschaftsdachverband Gewerkschaftsdachverband Dachorganisation auf nationaler, regionaler oder Bezirksebene, die sich aus ihren Mitgliedsgewerkschaften zusammensetzt; bezeichnet häufig einen Verband oder Dachverband eines Landes. der serbischen Republik (SSRS) beim Arbeits- und Sozialministerium der RS einen Antrag, die gesetzlichen Vorschriften über die Registrierung von Gewerkschaftsorganisationen zu ändern. Nach dem Gesetz dürfen nur die Vorsitzenden von Gewerkschaftsorganisationen registriert werden, und auch nur dann, wenn sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben. Als Folge davon können in vielen Unternehmen keine Gewerkschaften gegründet werden, weil es keine Beschäftigten mit einem unbefristeten Vertrag gibt. Der SSRS beantragte daher, dass auch Beschäftigte mit einem befristeten Vertrag das Recht erhalten sollten, in ein Gewerkschaftsregister eingetragen zu werden, und diesen Beschäftigten besonderen Schutz zu gewähren. Diese Änderung gab es jedoch nicht.

Gewerkschaftsfeindliche Konzerne 31-12-2010

Der Gewerkschaftsverband von Bosnien und Herzegowina (KSBiH) berichtet, dass multinationale Konzerne, insbesondere im Bereich Handel, den Gewerkschaften sehr ablehnend gegenüberstehen. Arbeitnehmer in großen Einkaufszentren werden mit Entlassung bedroht, falls sie einer Gewerkschaft beitreten. Entlassungen von Gewerkschaftsfunktionären sowie Vergeltungsmaßnahmen für Streiks sind nicht selten, und in einem Land mit einer offiziellen Arbeitslosenquote von fast 50% schrecken angesichts solcher Fälle viele Arbeitnehmer davor zurück, einer Gewerkschaft beizutreten. Die Lage verbesserte sich allerdings bei Interlex, wo die Arbeitnehmer zuvor mit einer 50%igen Lohnkürzung rechnen mussten, falls sie eine Gewerkschaft gründeten. Im Oktober, veranstaltete die Gewerkschaft für Handel und den Dienstleistungsbereich (STBIH) eine Gewerkschaftsversammlung in dem Betrieb und wählte fünf betriebliche Gewerkschaftsvertreter.

© ITUC-CSI-IGB 2013 | www.ituc-csi.org | Contact Design by Pixeleyes.be - maps: jVectorMap