3 – Regelmäßige Rechtsverletzungen
Der Globale Rechtsindex des IGB

Russische Föderation

Die Mitgliedsorganisationen des IGB in der Russischen Föderation sind die Gewerkschaftsbünde KTR und FNPR.

Die Russische Föderation ratifizierte 1956 das Übereinkommen Nr. 87 über die Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
und den Schutz des Vereinigungsrechtes (1948) und das Übereinkommen Nr. 98 über das Vereinigungsrecht und das Recht auf Kollektivverhandlungen (1949).

Praxis

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Gewerkschaften wird der Zugang zu den Beschäftigten der JSC Northern Shipping Company verweigert 31-12-2019

Der Gewerkschaftsbund KTR prangert die missbräuchlichen Praktiken der Geschäftsleitung der Hafenbehörde Archangelsk Sea Commercial Port an, durch die der Gewerkschaft der Zugang zu Seeleuten und Besatzungen verwehrt wird.

Zwei Jahre lang hat die Leitung dieses Hafens die Gewerkschaften daran gehindert, auch nur mit den Beschäftigten im Hafen zu sprechen, trotz der direkten Regelung im Bundesgesetz Nr. 10-ФЗ vom 12. Januar 1996 „Über Gewerkschaften, deren Rechte und Handlungsgarantien“ und dem Internationalen Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen (ISPS-Code), die jeweils Vorschriften über das Recht der Gewerkschaftsvertreter auf freien Zugang zu Organisationen und Arbeitsplätzen zur Ausübung ihrer satzungsgemäßen Tätigkeiten sowie die Forderung enthalten, dass die Pläne zur Gefahrenabwehr in Hafenanlagen vereinfachte Zugangsverfahren für Vertreter von Organisationen beinhalten, die sich mit Verbraucherdiensten und Arbeitsbedingungen für Seeleute befassen.

Im Jahr 2018 wurde KTR-Vertretern der Zugang zum Hafengebiet mit der absurden Begründung verweigert, dass es keinen Tarifvertrag Tarifvertrag Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.

vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
mit der Gewerkschaft gebe.
Trotz der Einsprüche des KTR bei der Generalstaatsanwaltschaft und dem Verkehrsministerium weigerte sich die Hafenverwaltung auch 2019, KTR-Vertretern Einjahresgenehmigungen zu gewähren, und bot stattdessen an, für jeden Besuch einen separaten Antrag auszustellen. Durch eine solche Regelung wird den Gewerkschaftsvertretern der ungehinderte Zugang zu den Arbeitnehmern verwehrt, die sich normalerweise nur für kurze Zeit im Hafen aufhalten.

Strenge Gesetze hindern Arbeitnehmer am Streiken 31-12-2019

Der Gewerkschaftsbund KTR berichtet, dass das Streikrecht durch das innerstaatliche Recht, das ein langwieriges und mühsames bürokratisches Verfahren für die Beantragung einer Streikgenehmigung vorschreibt, weitgehend eingeschränkt ist, und die Gerichte bei der Entscheidung über die Rechtmäßigkeit von Streikaktionen außerdem einen erheblichen Ermessensspielraum haben. Infolgedessen belief sich die Zahl der rechtmäßig durchgeführten Streiks in der gesetzlich vorgeschriebenen Form im Jahr 2018 auf null und im Jahr 2019 auf zwei in der gesamten Russischen Föderation.

Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung in Großunternehmen 31-12-2019

Nach Angaben des Gewerkschaftsbundes FNPR ist die Einzelhandelskette Magnit für ihre gewerkschaftsfeindliche Haltung bekannt. Im Jahr 2019 beispielsweise entließen die Geschäftsführer der regionalen Niederlassungen in Murmansk, Omsk und Krasnodar die Leiter (die Vorsitzenden oder stellvertretenden Vorsitzenden) der Gewerkschaftsausschüsse auf Unternehmensebene. Zu den entlassenen Führungskräften gehören Denis Schafen, Vasily Iwanow und Konstantin Iwanow. Die Gewerkschafter brachten die Angelegenheit vor Gericht. Während Vasily Iwanow (Omsk) per Gerichtsbeschluss wieder eingestellt wurde, warteten Konstantin Ivanov und Denis Schafen Ende 2019 noch immer auf die Entscheidung. Neben den ständigen Versuchen, die Gewerkschaftsführer loszuwerden, vermeidet die Einzelhandelskette weiterhin Tarifverhandlungen mit repräsentativen Gewerkschaften.

In ähnlicher Weise hat Nestlé groß angelegte gewerkschaftsfeindliche Maßnahmen ergriffen und am 14. Mai 2019 über 300 Beschäftigte mehrerer regionaler Tochtergesellschaften vorgeladen, um sie zum Austritt aus ihrer Gewerkschaft zu zwingen. Nach Angaben der Beschäftigten durften sie nicht gehen, bevor sie nicht ein Schreiben unterzeichnet hatten, in dem sie ihren Austritt aus der Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein bestätigten.

Nestlé entließ außerdem massiv Arbeitnehmer aufgrund ihrer Gewerkschaftsmitgliedschaft. Solche Praktiken hatten katastrophale Auswirkungen auf die Gewerkschaftsmitgliedschaft im Unternehmen mit einem Rückgang des Mitgliederbestands um 70 Prozent. Die Gewerkschaft der Beschäftigten in der Agro-Industrie der Russischen Föderation (eine Mitgliedsorganisation der FNPR) organisierte eine Solidaritätskampagne. Bis Ende des Jahres war die Angelegenheit nicht beigelegt.

Schließlich wurde Aleksandr Sorokoletow, stellvertretender Leiter des Gewerkschaftsausschusses auf Unternehmensebene bei der NAO „Center-Omega“ (einer der größten Immobilienentwickler in der Region Krasnodar) im April 2019 entlassen. Laut FNPR war diese Maßnahme ein offensichtlich gewerkschaftsfeindlicher Angriff, da das Unternehmen seit 2016 wiederholt versucht hatte, die Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein zu zerschlagen. Ende des Jahres wurde Aleksandr Sorokoletow nach einer Gerichtsentscheidung wieder eingestellt.

Gesetzliche Bestimmungen erschweren Versammlungen und Proteste 31-12-2019

In der Russischen Föderation sieht die Gesetzgebung ein Vorabgenehmigungsverfahren für die Organisation öffentlicher Veranstaltungen vor und ermöglicht es den Behörden, Gewerkschaften und Vereinigungen die Genehmigung ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

Solche Gesetze beeinträchtigen die Fähigkeit von Gewerkschaften, Proteste und Versammlungen in öffentlichen Bereichen zu organisieren. Im Jahr 2019 wurden zwei Anträge der Gewerkschaft University Solidarity auf Kundgebungen und Streikposten Streikposten Personen, die vor den Toren der betroffenen Betriebe auf einen Arbeitskonfliktoder einen Streik aufmerksam machen und versuchen, andere Beschäftigte dazu zu veranlassen, den Betrieb nicht zu betreten bzw. die Verbraucher davon abzuhalten, den Arbeitgeber zu unterstützen. Die Aufstellung von Streikposten vor einem nicht direkt an dem Konflikt beteiligten, neutralen Betrieb zielt darauf ab, indirekt Druck auf den Arbeitgeber, der die eigentliche Zielscheide der Aktion ist, auszuüben. zur Unterstützung politischer Gefangener abgelehnt. Ende 2019 verweigerte die Präfektur des Moskauer Zentralverwaltungsbezirks der Gewerkschaft Novoprof die Erlaubnis, im Stadtzentrum gegenüber dem Café eine Streikpostenkette für Wanderarbeitskräfte zu organisieren, die ihre Gehälter nicht erhalten hatten. In anderen Fällen schlugen die staatlichen Behörden vor, die Streikposten Streikposten Personen, die vor den Toren der betroffenen Betriebe auf einen Arbeitskonfliktoder einen Streik aufmerksam machen und versuchen, andere Beschäftigte dazu zu veranlassen, den Betrieb nicht zu betreten bzw. die Verbraucher davon abzuhalten, den Arbeitgeber zu unterstützen. Die Aufstellung von Streikposten vor einem nicht direkt an dem Konflikt beteiligten, neutralen Betrieb zielt darauf ab, indirekt Druck auf den Arbeitgeber, der die eigentliche Zielscheide der Aktion ist, auszuüben. an einen Ort weit außerhalb des Stadtzentrums zu verlegen, wo die Sichtbarkeit und Wirkung der Protestaktionen unbedeutend wären. Darüber hinaus wurden 2019 alle von der Lehrergewerkschaft organisierten öffentlichen Veranstaltungen verboten.

Der Gewerkschaftsbund KTR berichtet, dass die Staatsanwaltschaft nach der Razzia durch die bewaffnete Verkehrspolizei bei einer Regionalorganisation der russischen Seeleutegewerkschaft SUR im Jahr 2017 nach zweijähriger Verzögerung beschlossen hat, keine strafrechtlichen Ermittlungen in dieser Sache einzuleiten.

Die Razzia von 2017 war ein Versuch, den Leiter der Organisation des Amtsmissbrauchs und der Veruntreuung von Geldern der Organisation zu beschuldigen.

Verbot von Gewerkschaftsbannern in der Region Archangelsk 31-12-2019

Das Regionalparlament der Region Archangelsk verabschiedete ein Gesetz, das die Verwendung von Bannern mit sozialen und wirtschaftlichen Slogans in einer Entfernung von weniger als 50 Metern zu allen kulturellen, sozialen, sportlichen, religiösen und ähnlichen Einrichtungen untersagt. Das Gesetz verbietet praktisch jedermann die Verwendung von Transparenten mit Slogans in den zentralen Stadtteilen und behindert somit jegliche Protestaktion, die von Gewerkschaften organisiert wird.

Des Weiteren beschlagnahmte die Polizei 16 Gewerkschaftsbanner in Syktyvkar (der Hauptstadt der Republik Komi) während der Demonstrationen am 1. Mai. Die Slogans konzentrierten sich auf lokale soziale und ökologische Belange. Die Gewerkschaft hat bei der Staatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt.

Mitgliedsbeiträge einbehalten 16-12-2018

Der unabhängige russische Gewerkschaftsbund FNPR hat über mehrere Fälle berichtet, in denen der Arbeitgeber die Mitgliedsbeiträge für Gewerkschaften in missbräuchlicher Weise einbehalten hat. Ein Beispiel ist der langwierige Konflikt zwischen der Geschäftsführung des Maschinenbauers LLC Yurginsky und der Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein , der im Jahr 2018 andauerte und in dessen Rahmen es der Betrieb mehrfach unterlassen hat, die Mitgliedsbeiträge zu überweisen, obwohl zahlreiche Gerichtsbeschlüsse gegen diese Praxis ergangen waren. Nach jeder gerichtlichen Anordnung hat die Geschäftsführung einen Teil der ausstehenden Beiträge an die Gewerkschaft überwiesen und sie später dann wieder einbehalten. Das Busunternehmen Pskovpassagiravtotrans in Pskow hat im Jahr 2018 ebenfalls über mehrere Monate hinweg Mitgliedsbeiträge einbehalten. Bis zum Jahresende hatte sich die Gewerkschaft an die zuständige Staatsanwaltschaft gewandt und eine Untersuchung beantragt.

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte bekräftigt erneut Streikrecht 23-11-2018

Anatoly Ognevenko, Mitglied der russischen Eisenbahnergewerkschaft RPLBZh, wurde am 28. April 2008 in Moskau entlassen, nachdem er sich an einem eintägigen Lohnstreik beteiligt hatte. Obwohl die russischen Gerichte nicht an der Legalität des Streiks zweifelten, weigerten sie sich dennoch, seine Entlassung für unrechtmäßig zu erklären. Das Verfahren, das im Jahr 2009 vor dem EGMR eröffnet wurde, basierte auf einer Analyse der formalen Einhaltung der relevanten russischen Gesetze und endete mit der Feststellung, dass die Entlassung eine unverhältnismäßige Beschränkung von Ognevenkos Recht auf Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
darstelle.
Das Gericht hat damit abermals bestätigt, dass das Streikrecht als wichtiger Aspekt des Rechtes auf Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
durch Artikel 11 der Europäischen Menschenrechtskonvention geschützt ist, wobei es sich auf die IAO Internationale Arbeitsorganisation Eine dreigliedrige Organisation der Vereinten Nationen (UN), die 1919 ins Leben gerufen wurde, um die Arbeits- und Lebensbedingungen zu fördern. Sie ist die für die Formulierung und Überwachung internationaler Arbeitsnormenwichtigste internationale Organisation.

vgl. Dreigliedrigkeit, IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
-Überwachungsgremien stützt, die das Streikrecht als unerlässliche Ergänzung der Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
betrachten.
Das Gericht hat ferner zur Kenntnis genommen, dass die IAO Internationale Arbeitsorganisation Eine dreigliedrige Organisation der Vereinten Nationen (UN), die 1919 ins Leben gerufen wurde, um die Arbeits- und Lebensbedingungen zu fördern. Sie ist die für die Formulierung und Überwachung internationaler Arbeitsnormenwichtigste internationale Organisation.

vgl. Dreigliedrigkeit, IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
die russischen Gesetze, die Eisenbahnerstreiks verbieten, regelmäßig kritisiert hat. Es hat erklärt, dass es keinen Grund dafür gebe, die aktuelle internationale Definition eines wesentlichen Dienstes abzulehnen und das Verkehrswesen als solchen zu betrachten.
“Das Streikrecht ist ein Grundrecht, und wie andere grundlegende Arbeitnehmerrechte ist es in vielen Teilen der Welt unter Beschuss geraten. Dieser Entscheid des EGMR bekräftigt erneut, dass das Streikrecht auf internationalem Recht basiert und in der Rechtsprechung der Internationalen Arbeitsorganisation verankert ist. Wir begrüßen diesen Entscheid, wohl wissend, dass Rechtsstaatlichkeit bedeutet, dass das Streikrecht respektiert werden muss”, so IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow.

Gewerkschaftsfeindliche Entlassungen 11-11-2018

Der unabhängige Gewerkschaftsbund FNPR berichtet über etliche führende Gewerkschaftsvertreter/innen, die während des Jahres 2018 diskriminiert wurden. Olga Grusha, die stellvertretende Vorsitzende der Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein der FNPR-Mitgliedsorganisation ALSWU bei Primteploenergo, einem staatlichen Elektrizitäts- und Wasserversorgungsunternehmen, wurde im Januar 2018 im Zuge eines längeren Konfliktes zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft fristlos entlassen. Sie ist mithilfe der regionalen Gewerkschaft gerichtlich gegen ihre Entlassung vorgegangen, und im März 2018 wurde Olga Grusha per Gerichtsbeschluss wieder eingestellt. Über einen ähnlichen Fall wurde in der Region Tomsk berichtet, wo Gewerkschaftsmitglieder, die für ein Bestattungsunternehmen arbeiteten, im Januar 2018 entlassen und zwei Monate später vor Gericht ihre Wiedereinstellung erwirkten.
Im Juli 2018 hat ein Gericht die Wiedereinstellung eines Mitglieds der Regionalorganisation der Allrussischen Automobil- und Straßenarbeitergewerkschaft, einer FNPR-Mitgliedsorganisation, in der Region Swerdlowsk angeordnet, dessen Arbeitgeber, das Transportunternehmen “Profile”, ihm den Zutritt zu seinem Arbeitsplatz verweigert hatte. Und im November 2018 wurde die Wiedereinstellung von Raisa Zaugolnikova, der stellvertretenden Vorsitzenden der Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein bei Teploenergo Comfort Ltd (in der Region Perm), gerichtlich angeordnet. Zaugolnikova hatte unmittelbar nach der Gründung der Gewerkschaft Anfang 2018 gewerkschaftsfeindlichen Druck zu spüren bekommen. Sie wurde mehrmals verwarnt und dann entlassen. Trotz ihrer gerichtlich angeordneten Wiedereinstellung hat der Arbeitgeber Zaugolnikova weiter unter Druck gesetzt, so dass sie sich kurz nach der Rückkehr an ihren Arbeitsplatz gezwungen sah, zusammen mit den meisten anderen Mitgliedern der Betriebsgewerkschaft Betriebsgewerkschaft Damit kann entweder eine Unternehmensgewerkschaft oder eine gelbe Gewerkschaft gemeint sein zu kündigen.

Unterdrückung von Protesten während der FIFA-WM31-07-2018

Angaben des unabhängigen russischen Gewerkschaftsbundes FNPR zufolge haben die Behörden während des Jahres 2018 wiederholt das Bundesgesetz Nr. 54 von 2004 über Demonstrationen instrumentalisiert, um Sitzungen und Proteste von Gewerkschaften zu verbieten oder zu behindern. Gemäß Abschnitt 8 des Gesetzes können die Behörden den von den Organisatoren gewählten Veranstaltungsort ablehnen.
Im Februar 2018 wurde die FNPR-Mitgliedsorganisation ALSWU daran gehindert, eine Demonstration abzuhalten, um gegen die Reform der städtischen öffentlichen Versorgungseinrichtungen zu protestieren, da die Behörden sämtliche von der Gewerkschaft vorgeschlagenen Veranstaltungsorte ablehnten.
Im Juli 2018 stießen Gewerkschaftsproteste gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf den Widerstand der Regionalbehörden (in Wladimir, Petropawlowsk-Kamtschatski, Kurgan, Ufa usw.), die versuchten, die Sichtbarkeit von Gewerkschaftsaktivitäten zu vermindern, indem sie die vorgeschlagenen Veranstaltungsorte ablehnten und die Gewerkschaften dazu zwangen, in entlegene Gegenden auszuweichen. In manchen Fällen wurde dies mit Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2018 begründet, obwohl es in Wirklichkeit darum ging, das Versammlungs- und das Demonstrationsrecht einzuschränken, auch in Städten, in denen keine FIFA-Veranstaltungen stattfanden, wie etwa in Wladimir.

ITUWA-Auflösung gestoppt22-05-2018

Am 22. Mai 2018 hat der Oberste Gerichtshof Russlands den Beschluss des Stadtgerichts Sankt Petersburg aufgehoben, den Interregionalen Gewerkschaftsbund (ITUWA), eine Mitgliedsorganisation von IndustriALL, aufzulösen.
Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, dass irreparable Rechtsverstöße zu der Auflösung geführt hätten: Erstens sei in der Gewerkschaftssatzung nicht angegeben, in welchen Regionen der Russischen Föderation die Organisation aktiv sei, was angeblich im Widerspruch zu ihrer Rechtsstellung als interregionale öffentliche Organisation stehe. Ferner behauptete die Staatsanwaltschaft, dass Gewerkschaftsmitglieder aus derselben Berufssparte kommen sollten und dem ITUWA Arbeitslose, Ruheständler und Studierende sowie Arbeitnehmer/innen angehörten, was der geltenden Gesetzgebung laut Gewerkschaft nicht widerspricht. Schließlich hatte die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass der ITUWA im Zusammenhang mit politischen Aktivitäten wie der Veröffentlichung von Material gegen Steuererhöhungen für Lkw-Fahrer und das Sammeln von Online-Unterschriften zugunsten von Arbeitsgesetzänderungen sowie Unterstützung aus dem Ausland gegen das Gesetz über Auslandskontakte verstoßen habe.
Die Gewerkschaft gab während der Anhörung an, dass die Staatsanwaltschaft Sankt Petersburg die Liste der Rechtsverstöße mit möglichen Abhilfemaßnahmen nie zugestellt habe. Die Staatsanwaltschaft bestand auf der extremsten Lösung und forderte die Auflösung des ITUWA, anstatt die Aussetzung seiner Aktivitäten in Betracht zu ziehen. Die Gewerkschaft hat darauf hingewiesen, dass sie nicht unter das Gesetz über Auslandskontakte falle, dass sie das Recht habe, Material zu gesellschaftlich wichtigen Fragen zu veröffentlichen und dass die Finanzierung durch IndustriALL im Rahmen der üblichen Zusammenarbeit mit der internationalen Gewerkschaftsbewegung erfolge. Der ITUWA ist seit 2007 Mitglied von IndustriALL.
Die Staatsanwaltschaft hat versucht, die Richter am Obersten Gerichtshof davon zu überzeugen, dass die Auflösung des ITUWA keine Arbeitnehmerrechtsverletzung darstelle, sondern zur Gründung einer neuen Organisation, die den gesetzlichen Anforderungen entspräche, beitragen würde. Die Richter sind dieser Argumentation nicht gefolgt und haben den früheren Beschluss aufgehoben.

Polizei schließt Internet-Gemeinschaft wegen eines geplanten Protestes 14-11-2016

Als die Beschäftigten des Werkzeugmaschinenherstellers Sedin in Krasnodar über eine im Rahmen des sozialen Netzwerkes „Vkontakte“ eingerichtete Internet-Gemeinschaft einen Protest organisieren wollten, wurde ihnen am 12. November 2016 der Zugang zu der Plattform verweigert und die Gemeinschaft blockiert, nachdem die Staatsanwaltschaft dies am 11. November angeordnet hatte. Das soziale Netzwerk „Vkontakte“ hat öffentlich erklärt, dass ihm die Gründe für dieses Verbot nicht bekannt seien und eine formelle Erklärung von den russischen Behörden gefordert.

Erklärungen eines Sprechers der russischen Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz zufolge sei ein am 9. November auf der Plattform erschienener Beitrag der Auslöser für die Zensur gewesen. Darin war zu einer „Versammlung“ aufgerufen worden, die die russischen Behörden als „unerlaubte Massenveranstaltung“ betrachten. Der Protest war eine Reaktion auf die nicht eingehaltenen Zusagen der Regierungspartei „Einiges Russland“. Im Frühjahr hatten Vertreter der Regierungspartei den Beschäftigten versprochen, dass ihre ausstehenden Löhne unverzüglich gezahlt würden und dass man neue Investoren finden werde, um die verarbeitende Industrie in der Region wiederzubeleben. Allerdings waren die ausstehenden Lohnzahlungen auch sieben Monate später immer noch nicht erfolgt, und viele der Beschäftigten wurden gezwungen, unbezahlten Urlaub zu nehmen und neue Arbeitsverträge mit schlechteren Bedingungen zu akzeptieren.

Da die legitime Wahrnehmung der Arbeitnehmerrechte von den russischen Behörden unterbunden wurde, haben die Beschäftigten eine neue Internet-Gemeinschaft ins Leben gerufen, um die von der Regierung verbotene Plattform zu ersetzen und einen neuen Protest zu organisieren.

Streik beim WM-Stadion für 2018 in Nischni Nowgorod16-03-2016

Die Beschäftigten, die am Stadion für die Fußball-WM 2018 in Nischni Nowgorod arbeiten, haben aus Protest gegen Nichtbezahlung und das Fehlen von Arbeitsverträgen gestreikt. Ihr Arbeitgeber, ein türkisches Subunternehmen, hat die gesamte Verantwortung auf das Hauptauftragsunternehmen abgewälzt, das sämtliche Vorwürfe von sich gewiesen und erklärt hat, dass alle Zahlungen stets fristgerecht erfolgten. Bei den Vorbereitungsarbeiten für die WM hat es zwei Fälle ausstehender Lohnzahlungen bei WM-Stadien, tödliche Unfälle beim Bau des Stadions in St. Petersburg und einen Arbeitsunfall beim Stadion in Wolgograd gegeben. All dies hat zu einem immensen Misstrauen der Beschäftigten gegenüber der Organisation hinter der WM geführt. Ambet Yuson, der Generalsekretär der Bau- und Holarbeiterinternationale (BHI), hat in diesem Zusammenhang erklärt, dass die Gewerkschaften von den WM-Vorbereitungen ausgeschlossen worden seien und keine Möglichkeit gehabt hätten, für den Schutz der Arbeitnehmerrechte zu sorgen (fristgerechte Bezahlung, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Arbeitsverträge usw.).

Berg- und Hüttenwerk in Katschkanar missachtet Tarifvertrag und schließt Gewerkschaft von Konsultationen aus 03-03-2016

Die russische Bergarbeitergewerkschaft hat über ihren Ortsverbandsvorsitzenden Anatoly Pyankow, erklärt, dass das Berg- und Hüttenwerk in Katschkanar (EVRAZ KGOK) die tarifvertraglichen Bestimmungen hinsichtlich der Konsultation der Sozialpartner Sozialpartner Gewerkschaften und Arbeitgeber bzw. deren repräsentative Verbände. im Falle von Umstrukturierungen missachtet und einseitig Stellenstreichungen und Lohnkürzungen beschlossen habe.

Trotz steigender Produktionsleistungen und Gewinne hatte die Werksleitung behauptet, dass Ausgabenkürzungen, vor allem bei den Personalkosten, erforderlich seien. Rund 150 Beschäftigte schieden freiwillig aus, nachdem sie individuell über eine Entschädigung verhandelt hatten, andere wurden gezwungen, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Die Beschäftigten hatten keine andere Wahl, als die drakonischen Bedingungen zu akzeptieren, die ihnen der Betrieb als größter Arbeitgeber in Katschkanar aufzwang, da sie keine andere Arbeit in der Region im Bergbau gefunden hätten.

Strafverfolgung von Gewerkschaftsakivisten16-12-2014

Am 15. Dezember 2014 erließ das Gericht der Stadt Nachodka einen Schuldspruch gegen Leonid Tikhonow, dem Vorsitzenden der Russischen Werftarbeitergewerkschaft im Osthafen. Er wurde wegen angeblicher Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern zu 3 Jahren und 6 Monate Straflager verurteilt. Die Russische Werftarbeitergewerkschaft glaubt, dass die Beschuldigungen gegen Tikhonow falsch sind und er wegen seiner Gewerkschaftstätigkeiten verfolgt wurde.

Metallarbeiter mit gewerkschaftsfeindlichen Handlungen konfrontiert17-10-2014

Die Gewerkschaftsvertreter bei Turbodetal versuchten, mit der Unternehmensleitung einen Tarifvertrag Tarifvertrag Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.

vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
auszuhandeln, der sich auf das Problem bezog, dass unterbezahlte Arbeitnehmer mehr als eine Stelle hatten sowie auf die gesteigerte Lebenshaltungskosten. Die Arbeitnehmer waren der fruchtlosen Gespräche überdrüssig und forderten für 17. Oktober 2014 eine Generalversammlung, in der sie eine Vergütung für zusätzliche Posten sowie bessere Bezahlung als Ausgleich zur Inflation verlangten. Die Folge war, dass sich die Fabrikleitung anschickte, die Gewerkschaft zu schikanieren. Nach Aussage des Gewerkschaftsausschusses bekamen die Fabrikaufseher Weisungen, wie Arbeitnehmer gezwungen werden sollten, aus ihrer Gewerkschaft auszutreten. Den Aufsehern und Schichtleitern selbst wurde damit gedroht, dass ihre Prämien gekürzt oder gestrichen würden, wenn sie die Arbeiter nicht überzeugen konnten, aus der Gewerkschaft auszutreten. Etwa 200 Arbeitnehmer traten infolge der gewerkschaftsfeindlichen Handlungen aus der Gewerkschaft aus.

Verfassungsgericht entscheidet für Gewerkschaften24-10-2013

Am 24. Oktober 2013 hat das Verfassungsgericht zugunsten der Allrussischen Öl-, Gas- und Bauarbeitergewerkschaft und der Allrussischen Gewerkschaft der Beschäftigten öffentlicher Einrichtungen und des öffentlichen Dienstes entschieden, als es um ihr Recht ging, ihre Gewerkschaftsstrukturen selbst festzulegen. Während des Jahres 2010 hatten die Gewerkschaften eine Reihe von Satzungsänderungen beschlossen, um ihr Recht auf die Einrichtung interregionaler, gebietsbezogener (auf kommunaler, interkommunaler und städtischer Ebene), fusionierter, branchengestützter, Bezirks- und anderer Gewerkschaftsorganisationen zu schützen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft befand sich dies jedoch nicht im Einklang mit dem Bundesgewerkschaftsgesetz. Das Verfassungsgericht hat jetzt zugunsten der Gewerkschaften entschieden und erklärt, dass Artikel 3 des Bundesgewerkschaftsgesetzes verfassungswidrig sei.

Gewerkschafter verhaftet20-10-2013

Am 18. und 20. Oktober 2013 wurden Alexei Schliapnikow, Valery Pimoschenko und Sergei Knyschow, führende Vertreter und Aktivisten der Pilotengewerkschaft ShPLS am Flughafen Sheremetyevo, von der Polizei verhaftet und wegen des angeblichen Versuchs, die Fluggesellschaft Aeroflot um eine hohe Summe Geld zu erpressen, einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren ausgesetzt. Angaben des russischen Gewerkschaftsbundes KTR zufolge handele es sich bei diesen Anschuldigungen um eine Vergeltungsmaßnahme für das verlorene Gerichtsverfahren gegen die Gewerkschaft im Zusammenhang mit ungezahlten Löhnen für Nachtarbeit und gefährliche Tätigkeiten in den Jahren 2011/2012. Die Fluggesellschaft macht schon lange Front gegen die Gewerkschaft. Die ShPLS kämpft seit Jahren für das Recht, ihren eigenen Tarifvertrag Tarifvertrag Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.

vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
mit dem Arbeitgeber zu unterzeichnen, um den einzigartigen Aspekten der Pilotentätigkeit Rechnung zu tragen, wie etwa Flugdienst- und Ruhezeiten, Urlaubsregelung, Versicherung und ärztliche Untersuchungen. Die Geschäftsführung von Aeroflot hat die Teilnahme an offiziellen Verhandlungen mit der ShPLS stets abgelehnt und sogar eine Medienkampagne gegen die Gewerkschaft gestartet, um Tarifverhandlungen zu blockieren und die gerichtliche Anordnung von Zahlungen an die Piloten zu verhindern.

Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung16-08-2013

Bashneft, eins der größten Ölunternehmen Russlands, drohte Beschäftigten, die einer Gewerkschaft beitreten wollten, mit Entlassung, was zu Hunderten Austritten aus der Chemiearbeitergewerkschaft führte.

Die beiden bei Heineken Joint Breweries beschäftigten Gewerkschaftsvertreter Morozow und Kolegow wurden entlassen, weil sie gegen Zeit- und Leiharbeit protestiert hatten. Die Staatsanwaltschaft befand ihre Entlassung für rechtswidrig und ordnete ihre Wiedereinstellung an.

Keine Verhandlungen in gutem Glauben16-08-2013

Das Unternehmen Benteler hat Verhandlungen mit der Interregionalen Automobilarbeitergewerkschaft abgelehnt, als sich die Gewerkschaft weigerte, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterschreiben, die sie daran gehindert hätte, ihre Mitglieder über den Tarifprozess zu informieren.

Bashneft hat Tarifverhandlungen mit der Chemiearbeitergewerkschaft systematisch verweigert.

Eingriff des Arbeitgebers16-08-2013

Benteler bot Beschäftigten für die Nichtbeteiligung an Streiks eine Prämie in beträchtlicher Höhe an.

Gewalt gegenüber führenden Gewerkschaftsvertretern31-03-2013

Valentin Urusow, ein Bergarbeiter und führender Gewerkschaftsvertreter aus Jakutien im Nordosten Russlands, wurde unter dem Vorwand verhaftet, dass er mit Drogen gehandelt habe. Er wurde gefoltert und anschließend zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Im März 2013 wurde er freigelassen.

Eingriff in Gewerkschaftsaktivitäten31-01-2013

Im Januar 2013 erklärte die Staatsanwaltschaft das Verbot öffentlicher Aktivitäten bei einem Werk von Peugeot-Citroën für gesetzwidrig. Die Betriebsleitung hatte der ITUA verboten, Handzettel der Gewerkschaft an Beschäftigte zu verteilen, die das Werk am Ende ihrer Schicht verließen. Sie wurden vom Sicherheitspersonal tätlich angegriffen und auf dem Parkplatz festgehalten.

Gewerkschaften bleibt die Anerkennung häufig verwehrt31-12-2011

Gemäß dem Bundesgesetz über Gewerkschaften, ihre Rechte und Garantien für ihre Tätigkeit werden Gewerkschaften bei ihrer Meldung als juristische Personen eingetragen, wobei es nicht zulässig ist, ihnen die Registrierung zu verwehren. In der Praxis verweigern die zuständigen Beamten jedoch oft die Registrierung oder verlangen von den Gewerkschaften eine Änderung der Statuten. So wird seitens der Beamten die gesetzliche Anforderung, die geographische Reichweite der Gewerkschaftstätigkeiten zu spezifizieren, oftmals als Verpflichtung ausgelegt, eine Liste mit allen Regionen, in denen es Mitgliedsverbände gibt, aufzustellen. Damit wird Verbänden aus anderen Regionen der Beitritt zur Gewerkschaft erschwert. Es kann auch vorkommen, dass die für die Registrierung zuständigen Beamten eine Auflistung sämtlicher Gebiete verlangen, in denen Mitgliedsverbände gegründet werden können, obwohl dies keine gesetzliche Anforderung ist.

Kein wirksames System zur Verteidigung der Gewerkschaftsrechte31-12-2011

Gewerkschaftsrechte zu verteidigen und Diskriminierung zu beenden kann ein zermürbendes Unterfangen sein. Wenn Gewerkschaften die Staatsanwaltschaft einschalten, kann es nicht nur passieren, dass sie nicht angehört werden, sondern auch, dass der Druck auf sie noch verstärkt wird. Vor Gericht zu gehen ist nur in bestimmten Fällen von Verstößen möglich, und das Verfahren ist sowohl kompliziert als auch kostspielig. Und selbst wenn ein Gericht zugunsten der Gewerkschaft entscheidet, macht dies die allgemeine Lage nicht leichter, da permanent gegen Gewerkschaftsrechte verstoßen wird. Weder das Strafgesetzbuch noch das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten enthalten spezifische Bestimmungen hinsichtlich der Haftung für Verstöße gegen Gewerkschaftsrechte.

Es gab 2011 eine Reihe von Gerichtsbeschlüssen im Zusammenhang mit Fällen von Verletzung von Gewerkschaftsrechten aus früheren Jahren.
Am 19. Januar hat sich das Bezirksgericht Twer erneut geweigert, der Klage der Automobilarbeitergewerkschaft ITUA, die dem russischen Gewerkschaftsbund (KTR) und dem Internationalen Metallgewerkschaftsbund (IMB) angeschlossen ist, stattzugeben, bei der es um die Entscheidung von 2009 ging, dass auch Gewerkschaftsmaterial auf die landesweite Liste für extremistisches Material gesetzt werden soll.
Am 18. Januar wies das Regionalgericht der Region Samarskaja die Klage von Aktivisten der Gewerkschaft der General Motors - AvtoVaz zurück, die ohne eine Anhörung durch die Gewerkschaft 2009 entlassen worden waren.

Zahlreiche Klagen der Aktivisten von Basisgewerkschaften bei „Tikkurila“ in der Nähe von St. Petersburg wurden von den Gerichten 2011 abgewiesen. Der stellvertretende Vorsitzenden der Gewerkschaft, Igor Ramko und Elena Rostovskaja, eine weitere stellvertretende Vorsitzende, die beiden Mitglieder Vjacheslav Vackulenko und Alexander Kaljniuk wurden 2010 entlassen und ihre Klagen wurden abgewiesen.

Einer der Fälle, in denen ein Gericht Gewerkschaftsaktivisten den Schutz ihrer Menschenrechte verweigert hat, stand in Zusammenhang mit einem der brutalsten und grausamsten Beispiele von Unterdrückungen eines Gewerkschaftsfunktionärs: Valentin Urusov, ein Gewerkschaftsführer bei ALROSA, dem größten Diamantenunternehmen in Russland. Der Führer der neu gegründeten Gewerkschaft wurde 2008 aufgrund der erfundenen Anschuldigung, er besitze Drogen, zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Trotz einer internationalen Solidaritätskampagne bleib Valentin Urusov im Gefängnis. Seine Berufung wurde am 30. Juni 2011 vom Obersten Gericht in der Republik Sakha (Jakutia) abgewiesen.

Verfahren zur Streitbeilegung und Streiks werden untergraben31-12-2011

Es gab mindestens 263 Protestaktionen, darunter wenigstens 91 kollektive Arbeitsniederlegungen. Bei den allermeisten dieser Aktionen (rund 92%) wurden die im Arbeitsrecht festgelegten Verfahren und Anforderungen in Bezug auf kollektive Arbeitskonflikte nicht eingehalten.

Verfahren zur Streitbeilegung und Streiks werden untergraben04-12-2010

Offiziellen Statistiken zufolge fanden 2010 nur wenige Streiks statt. Nach inoffiziellen Angaben gab es jedoch mindestens 205 Protestaktionen, darunter wenigstens 88 kollektive Arbeitsniederlegungen. Bei der Mehrzahl dieser Aktionen wurden die im Arbeitsrecht festgelegten Verfahren und Anforderungen in Bezug auf kollektive Arbeitskonflikte nicht eingehalten.

Zurückzuführen sind die inoffiziellen Aktionen auf gesetzlich verankerte weitgehende Einschränkungen und komplizierte Verfahren, auf unfaires Verhalten vieler Arbeitgeber, die keinerlei Absicht haben, mit Arbeitnehmern zu verhandeln und kollektive Konflikte beizulegen, und auf die unverblümte Einmischung seitens der Strafverfolgungsbehörden, welche oftmals – vor allem in Kleinstädten und abgelegen Gebieten – die Arbeitgeber unterstützen. Von verschiedenen Seiten – insbesondere Arbeitgebern, Staatsanwälten und Beamten des Innenministeriums – werden Taktiken wie Druck, Einschüchterung und Drohungen eingesetzt, um zu verhindern, dass Arbeitnehmer und Gewerkschaften Streitbeilegungsmechanismen nutzen und in Streik Streik Die gängigste Form einer Arbeitskampfmaßnahme; eine kollektive Arbeitsniederlegung der Beschäftigten für eine bestimmte Zeit; kann vielfältige Formen annehmen.

vgl. Generalstreik, unterbrochener Streik, rollierender Streik, Sitzstreik, Sympathiestreik, wilder Streik, Bummelstreik
treten.

Infolgedessen glauben die Arbeitnehmer und Gewerkschaften nicht an eine effektive Nutzung der rechtlichen Verfahren und ziehen es vor, anderweitige Massenaktionen zu organisieren, um die Aufmerksamkeit der regionalen bzw. föderalen Regierung auf sich zu ziehen.

Zugang zu Arbeitsstätten problematisch für Gewerkschaftsführer10-10-2010

Dem Gesetz nach haben externe Gewerkschaftsvertreter und Inspektoren ein Recht auf Zugang zu den Arbeitsstätten, doch in der Praxis wird dieses Recht oft missachtet. Einige Arbeitgeber berufen sich auf Regierungsanweisungen, die den Zutritt zu Unternehmen in ihrem Bereich regeln, und verweigern die Ausstellung von entsprechenden Pässen. Werden doch welche ausgestellt, müssen die Gewerkschafter dafür bezahlen. Versuche, seitens der öffentlichen Behörden Unterstützung zu erhalten, zeigten bisher wenig Erfolg. Im Jahre 2009 ersuchte die Föderation Unabhängiger Gewerkschaften Russlands (FNPR) den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin, den Zutritt zu Arbeitsstätten im Rahmen eines zu entwerfenden Bundesgesetzes zu regeln. Das Gesuch wurde an das Ministerium für Gesundheit und soziale Entwicklung weitergeleitet. Von diesem kam mittlerweile die Antwort, das Thema erfordere weitere Diskussionen. Ein Gesetz wurde noch nicht verabschiedet.

Systematische und grobe Verstöße30-11-2009

Attacken gegen Gewerkschaftsführer, Einmischung und Verfolgung seitens der Regierung, Verweigerung von Registrierung und Anerkennung Anerkennung Die Bestimmung einer Gewerkschaft durch die zuständige staatliche Stelle zur Tarifpartei für die Beschäftigten in einer gegebenen Tarifeinheit oder die Akzeptanz der kollektiven Vertretung der Beschäftigten durch eine Gewerkschaft seitens des Arbeitgebers. , gewerkschaftsfeindliches Verhalten am Arbeitsplatz und unzureichende Anstrengungen bei Ermittlungen zu Verstößen gegen Gewerkschaftsrechte sind keine Ausnahmefälle, sondern alltägliche Realität. Zwei nationale Gewerkschaftsdachverbände, der Allrussische Gewerkschaftsbund (VKT) und der Gewerkschaftsbund Russlands (KTR) nahmen dies zum Anlass, eine umfassende Klage beim IAO Internationale Arbeitsorganisation Eine dreigliedrige Organisation der Vereinten Nationen (UN), die 1919 ins Leben gerufen wurde, um die Arbeits- und Lebensbedingungen zu fördern. Sie ist die für die Formulierung und Überwachung internationaler Arbeitsnormenwichtigste internationale Organisation.

vgl. Dreigliedrigkeit, IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
-Ausschuss für Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
auszuarbeiten. Mittlerweile ist die Klage eingereicht worden und hat die Unterstützung des russischen Gewerkschaftsbundes (FNPR), des IGB und der weltweiten Gewerkschaftsverbände IMB, ITF und IUL erhalten.

Beschäftigte, die sich Gewerkschaften anschließen oder an Gewerkschaftsaktivitäten teilnehmen, werden vielfach seitens der Arbeitgeber wie auch der Behörden schlecht behandelt. Während Gewerkschaftsmitglieder unter gewerkschaftsfeindlicher Diskriminierung zu leiden haben und Druck auf sie ausgeübt wird, aus der Gewerkschaft auszutreten, sind Vorsitzende von Basisorganisationen Einschüchterungsversuchen, Schikanen und sogar körperlichen Angriffen ausgesetzt. Da es keine spezifischen Gesetze zum Schutz der Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
und des Rechts auf Organisation gibt, müssen Gewerkschafter zum Schutz ihrer Rechte und Freiheiten auf allgemeine rechtliche Verfahren zurückgreifen. Trotz einiger Erfolgsgeschichten bezüglich der Beilegung von Konflikten oder der Wiedereinstellung eines zu Unrecht entlassenen Gewerkschaftsführers werden die bestehenden Mechanismen als ineffizient eingestuft.

Zudem werden die nationalen Rechtsvorschriften so ausgelegt, dass alle Fälle gewerkschaftsfeindlicher Diskriminierung einer gerichtlichen Prüfung unterzogen werden müssen. Deswegen weisen Arbeitsaufsichtsbehörden – welche im Prinzip mit der Aufgabe betraut sind sicherzustellen, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden – in der Regel Klagen wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens ab, und Beschwerden bei den Staatsanwaltschaften haben bisher keinen Erfolg gezeigt. Gewerkschaften berichten, dass das bestehende System ein Klima der Straffreiheit am Arbeitsplatz fördert. Darüber hinaus bringen Beschwerden bei den Staatsanwaltschaften oft mehr Schaden als Nutzen, weil die Staatsanwälte dahin tendieren, sich auf die Seite der Arbeitgeber gegen die Gewerkschaften zu stellen, und nach Abschluss der Ermittlungen wird gegen die Gewerkschaften noch mehr Druck ausgeübt.

Einmischung in Gewerkschaftsangelegenheiten30-11-2009

Die Regeln bezüglich der Registrierung von Gewerkschaften geben Strafverfolgungsbehörden weitgehende Kontrolle über den Inhalt von Gewerkschaftsstatuten. Seitens der Registratoren wird das Gesetz oft in einer Art und Weise ausgelegt, die von Gewerkschaften als unangemessen angesehen wird, doch wenn den Bemerkungen des Registrators nicht Rechnung getragen wird, zieht dies in der Regel eine Verzögerung oder Verweigerung der Registrierung nach sich. Das Gesetz schreibt den Gewerkschaften zudem vor, ihr geografisches Tätigkeitsgebiet anzugeben. Die Registratoren sehen dies als eine Verpflichtung an, eine Liste aller Gebiete vorzulegen, in denen Mitglieder aktiv sind, und wenn Mitglieder aus anderen Regionen aufgenommen werden sollen, bedeutet dies, dass die Gewerkschaftsstatuten abgeändert werden müssen.

Gewerkschaftsführer werden oft aus verschiedenen Gründen von Strafverfolgungsbehörden vorgeladen. In den meisten Fällen hat dies keine weiteren Konsequenzen und dient den Gewerkschaftern zufolge einzig dazu, Druck auf sie auszuüben und sie zu schikanieren. Gelegentlich wird dabei strafrechtlich gegen Gewerkschafter vorgegangen. Steuerprüfungen und Anhörungen sind keine Seltenheit, und für die Nichtvorlage von Unterlagen wie der Mitgliederliste kann Bußgeld erhoben werden. Polizeibeamte interessieren sich zudem für Dienstpläne von Gewerkschaften: So wurde zum Beispiel nach der Ermordung eines Beschäftigten in einem Unternehmen in Togliatti seitens der Ermittler die vollständige Mitgliederliste von gewerkschaftlichen Basisorganisationen angefordert, und das, obwohl zwischen den Gewerkschaften und dem Mord kein Zusammenhang bestand.

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