4 – Systematische Rechtsverletzungen
Der Globale Rechtsindex des IGB

Trinidad und Tobago

Die Mitgliedsorganisationen des IGB in Trinidad und Tobago sind die All Trinidad General Workers’ Trade Union (ATGWTU) und das National Trade Union Centre of Trinidad and Tobago (NATUC).

Trinidad und Tobago ratifizierte 1963 das Übereinkommen Nr. 87 über die Vereinigungsfreiheit Vereinigungsfreiheit Das Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften nach eigener Wahl sowie das Recht der Gewerkschaften, ungehindert zu arbeiten und ihre Aktivitäten ohne unzulässige Eingriffe zu verrichten.

vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
und den Schutz des Vereinigungsrechtes (1948) und das Übereinkommen Nr. 98 über das Vereinigungsrecht und das Recht auf Kollektivverhandlungen (1949).

Praxis

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Anklage wegen Volksverhetzung hat eine Debatte über die Redefreiheit in Trinidad und Tobago losgetreten05-11-2019

Am 26. August 2019 wurde Watson Duke, der Vorsitzende der Public Services Association (PSA) und Minderheitsführer im Tobago House of Assembly (THA), wegen einer Rede, die er im Jahr 2018 gehalten hatte, gemäß Artikel 4(1)(b) des Volksverhetzungsgesetzes der beabsichtigten Volksverhetzung angeklagt und festgenommen. Damals kursierten Gerüchte, wonach möglicherweise umfangreiche Personalkürzungen in öffentlichen Betrieben anstanden, u.a. bei der staatlichen Wassergesellschaft  WASA. 

Die Tatsache, dass das Volksverhetzungsgesetz auf Gesetze der britischen Kolonialregierung zurückgeht, hat bei vielen die Frage aufgeworfen, ob es einen Eingriff in die Redefreiheit darstellt. Der Zweck dieses Gesetzes bestand darin, vor einem Aufruhr gegen die Staatsgewalt zu schützen, indem volksverhetzende Handlungen oder Erklärungen geahndet und ikonoklastische Veröffentlichungen unterbunden wurden. Das Volksverhetzungsgesetz blieb auch nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien im Jahr 1962 in Kraft und wurde sogar mehrfach ergänzt, um jede Person oder Veröffentlichung zu kriminalisieren, von der angenommen wurde, dass es sich um volksverhetzende Akte oder Veröffentlichungen mit aufrührerischen Absichten handele.

Es war nicht das erste Mal, dass dieses Gesetz in den letzten Jahren geltend gemacht wurde. Nachdem Duke am 31. August — dem Unabhängigkeitstag von Trinidad und Tobago — aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden war, hat sein Anwalt erklärt, dass sein Mandant erwäge, das Gesetz gemeinsam mit anderen anzufechten.

Am 5. September 2019 hat der Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes NATUC (National Trade Union Centre), Michael Annisette, Generalstaatsanwalt Faris Al-Rawi schriftlich aufgefordert, das Volksverhetzungsgesetz aufzuheben. Auch andere Gewerkschaften waren an dieser Initiative beteiligt: Oilfield Workers Trade Union (Ölindustrie), Transport and Industrial Workers Trade Union (Transport und Industrie), PSA (öffentlicher Dienst), National Union of Government and Federated Workers (Staatsbedienstete), Seamen and Waterfront Workers Union (Seeleute und Hafenarbeiter).

Laut Annisette laute die große Frage, warum die Regierung eines unabhängigen Landes, das unter dem Joch des Kolonialismus gelitten habe, an einem Gesetz festhalte, das eigens dafür gemacht worden sei, um die freie Meinungsäußerung der Gewerkschaftsbewegung und der Arbeiterklasse zu unterdrücken.

Gewerkschaftsfeindliche Entlassungen und gewaltsame Vertreibung eines Gewerkschaftsführers bei der staatlichen Telekommunikationsgesellschaft 13-12-2018

Am 16. November kündigte die staatliche Telekommunikationsgesellschaft TSTT die Entlassung von 503 Beschäftigten an, von denen die meisten Mitglieder der größten Gewerkschaft, der Communications Workers Union (CWU), waren. Im Dezember 2018 baute das Unternehmen weitere 51 Stellen auf Führungsebene ab und versetzte Führungskräfte in verschiedene Niederlassungen des Unternehmens. Nach Angaben der Geschäftsleitung sind die Entlassungen Teil eines Plans von TSTT, das Unternehmen zu modernisieren und umzustrukturieren, die Lohnkosten zu senken, den Jahresgewinn zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Im Dezember 2018 wurde CWU-Generalsekretär Clyde Elder gewaltsam vom Firmengelände entfernt, als er sich mit TSTT-Beschäftigten und CWU-Mitgliedern treffen wollte, um sie zu beraten. Wegen seines fortgeschrittenen Alters musste der Gewerkschaftsführer medizinisch versorgt werden. Das Unternehmen erklärte, die Gewerkschaft hätte für eine Sitzung auf dem Firmengelände mindestens 72 Stunden im Voraus eine Genehmigung beantragen müssen.

Prekäre Arbeitsbedingungen der Rettungsschwimmer und NUGFW-Mitglieder17-08-2018

Am 16. August 2018 protestierten Rettungskräfte und Mitglieder der National Union of General and Federated Workers (NUGFW) vor dem Ministerium für Nationale Sicherheit gegen die prekären Arbeitsbedingungen der Rettungsschwimmer im Land. Trinidad und Tobago hat lediglich 115 Rettungsschwimmer, die für die neun Hauptstrände der Insel zuständig sind und über eine prekäre Notfallausrüstung verfügen. Der Gewerkschaftsvorsitzende wies darauf hin, dass die Rettungsschwimmergruppe mit enormen Problemen zu kämpfen hätte, seit sie administrativ dem Sicherheitsministerium zugeordnet wurde, da ihre Arbeit für dieses Ministerium ohne Bedeutung sei. Die Verantwortlichen würden sich weigern, die Gewerkschaft zu empfangen, Sitzungen würden ohne vorherige Ankündigung ausfallen, und es mangele an technischen und finanziellen Kapazitäten, um den Bedarf des Sektors zu decken.

Gewerkschaft UHSWU prangert unhygienische Zustände im Krankenhaus von Point Fortin an28-07-2018

Am 11. August 2018 drohten die Beschäftigten der Unified Health Sector Workers’ Union (UHSWU), den Küchenbetrieb des Krankenhauses in Point Fortin mangels Mindesthygienebedingungen zu schließen. Sie erinnerten daran, dass sie bereits seit einem Jahr die Krankenhausleitung aufgefordert hatten, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Eindringen von Vögeln, Insekten oder sogar Giftschlangen in den Küchentrakt zu verhindern und die erforderlichen Reparaturen durchzuführen, da Einsturzgefahr drohte. Sie wiesen darauf hin, dass das Leben und die Unversehrtheit von Patienten und Beschäftigten ständig gefährdet sei.

Staatliche Ölgesellschaft Petrotin verweigert Verhandlungen mit Gewerkschaft15-07-2018

Am 3. April 2018 unterzeichnete die staatliche Ölgesellschaft Petrotin eine Vereinbarung mit der Oilfield Workers’ Trade Union (OWTU), die vorsah, dass sie mindestens ein monatliches Treffen mit dem Gewerkschaftsvorstand abhalten würde, um die Fortschritte der Betriebsräte im Unternehmen zu diskutieren, zu prüfen, zu begleiten und sicherzustellen. Die Parteien verpflichteten sich zudem zum Dialog über Fragen der Unternehmensführung angesichts zunehmender wirtschaftlicher Verluste und Korruptionsmeldungen in Verbindung mit öffentlichen Geldern. Am 15. Juli 2018 legten die Beschäftigten ihre Arbeit für einen Tag nieder, um zu protestieren, weil das Unternehmen nie die monatlichen Sitzungen abhielt und sich auch nicht an die Gewerkschaft wandte, um den Dialog über die dringendsten betrieblichen Fragen aufzunehmen. Zum selben Zeitpunkt kündigte das Unternehmen an, zur Überwindung der Finanzkrise Personal abzubauen.

Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung30-04-2015

Am 19. November 2014 hat das Arbeitsgericht die National Petroleum Marketing Company angewiesen, 68 ungerechtfertigterweise entlassene Mitglieder der Ölarbeitergewerkschaft Oilfields Workers’ Trade Union (OWTU) wieder einzustellen und ihnen insgesamt 2,72 Millionen Dollar an Schadenersatz, Löhnen und Zusatzleistungen auszuzahlen. Die Beschäftigten waren im Oktober 2013 entlassen worden, nachdem sie zwei Monate zuvor drei Tage lang gegen Verstöße gegen die Arbeitsschutzbestimmungen, Korruption und die Auslagerung von Tätigkeiten gestreikt hatten. Das Unternehmen hat gegen das Gerichtsurteil Einspruch erhoben.

Die Ölgesellschaft Petrotrin und die Ölarbeitergewerkschaft Oilfield Workers’ Trade Union (OWTU) haben im November 2013 Tarifverhandlungen begonnen, die während des Jahres 2014 fortgesetzt wurden, im Dezember 2014 jedoch scheiterten, da die Parteien keine Einigung erzielen konnten. Das Unternehmen lehnte es ab, den Beschäftigten tarifvertragliche Mindestgarantien zuzugestehen. Im Dezember 2014 kündigte die Gewerkschaft einen Streik Streik Die gängigste Form einer Arbeitskampfmaßnahme; eine kollektive Arbeitsniederlegung der Beschäftigten für eine bestimmte Zeit; kann vielfältige Formen annehmen.

vgl. Generalstreik, unterbrochener Streik, rollierender Streik, Sitzstreik, Sympathiestreik, wilder Streik, Bummelstreik
an, und im April 2015 legten die Beschäftigten schließlich die Arbeit nieder, woraufhin führenden Gewerkschaftsvertretern, und insbesondere dem OWTU-Vorsitzenden Ancel Roget, mit Entlassung und Strafmaßnahmen gedroht wurde.

Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung30-10-2013

Am 22. Oktober 2013 hat die National Petroleum Marketing Company Limited (NP) 68 Beschäftigte entlassen, darunter 12 Gewerkschaftsvertreter. Vorgeworfen wurde ihnen die Teilnahme an einer „gesetzwidrigen Arbeitsniederlegung" am Hauptsitz in Sea Lots, Port-of-Spain, im August. Die Beschäftigten hatten vom 13. – 15. August 2013 von ihrem in Artikel 15 des Arbeitsschutzgesetzes aus dem Jahr 2004 verankerten Recht Gebrauch gemacht und es abgelehnt, unter unsicheren Bedingungen zu arbeiten. Die Beschäftigten waren zunächst suspendiert und anschließend entlassen worden. Das Unternehmen hatte die Tätigkeiten unbefristet Beschäftigter an externe Auftragnehmer vergeben und dadurch unsichere Arbeitsbedingungen geschaffen, die zu Arbeitsplatzverlusten geführt hätten. Die Gewerkschaft hat am 30. Oktober 2013 einen groß angelegten Protest auf dem Betriebsgelände organisiert, um die unverzügliche Wiedereinstellung der 68 Entlassenen zu fordern.

Eingriff in Gewerkschaftsaktivitäten19-08-2013

Orville Carrington, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Lehrervereinigung Trinidad and Tobago Unified Teachers Association (TTUTA), wurde der Zutritt zum Bildungsministerium, wo er an Verhandlungen teilnehmen wollte, untersagt, weil er angeblich Drohungen ausgesprochen hatte. Der Gewerkschaft zufolge bestand der eigentliche Grund für dieses Zutrittsverbot jedoch darin, ihr Recht auf die Vertretung der Interessen von Beschäftigten überall zu vereiteln.

Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung30-06-2013

Das Unternehmen TSTT Süd hat die Juni-Löhne nicht ausgezahlt, nachdem die Beschäftigten des Cipero Rd. Work Centre und an anderen Standorten im Südlichen Bezirk einen legitimen Streik Streik Die gängigste Form einer Arbeitskampfmaßnahme; eine kollektive Arbeitsniederlegung der Beschäftigten für eine bestimmte Zeit; kann vielfältige Formen annehmen.

vgl. Generalstreik, unterbrochener Streik, rollierender Streik, Sitzstreik, Sympathiestreik, wilder Streik, Bummelstreik
begonnen hatten, um den Schutz ihrer Gesundheit und Sicherheit zu fordern. Die Beschäftigten hatten die Betriebsleitung zuvor wiederholt ermahnt, ihrer Pflicht nachzukommen und schwere Verstöße gegen die Arbeitsschutzbestimmungen abzustellen, wie es der Tarifvertrag Tarifvertrag Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.

vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
vorsieht.

Illegale Aussperrungen23-03-2013

Obwohl ein Gericht ihre Wiedereinstellung angeordnet hatte, verweigerte das Unternehmen Petrotrin am 23. März 2013 einigen Mitgliedern der Oilfields Workers’ Trade Union die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz. Die Beschäftigten waren suspendiert worden, weil sie an einem Protest vor dem Tower D des International Waterfront Centre in Port-of-Spain teilgenommen hatten. Die Situation wurde geklärt, als sich die Gewerkschaft bei dem Präsidenten von Petrotrin beschwerte.

Mangelnder Wille der Regierung zur Reform des Arbeitsrechts31-12-2011
Behinderung von Tarifverhandlungen31-12-2011

Die Tarifverhandlungen mehrerer Gewerkschaften stagnierten im Laufe des Jahres, da die Arbeitgeber sie bewusst verzögerten. Selbst der Staat hat sich wiederholt geweigert, Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften des öffentlichen Sektors zu führen.

Eingeschränktes Vereinigungsrecht31-12-2011

Obwohl das Gesetz Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern das Recht zusichert, Gewerkschaften zu gründen und ihnen beizutreten, sind alle Personen ausgenommen, die in so genannten „wesentlichen Diensten“ arbeiten. Hierzu zählen auch Haushaltshilfen, Chauffeure, Gärtner, die nicht als Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmer anerkannt werden und daher auch nicht das Recht haben, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Unverändert bestehen die Schwierigkeiten mit der Anerkennung Anerkennung Die Bestimmung einer Gewerkschaft durch die zuständige staatliche Stelle zur Tarifpartei für die Beschäftigten in einer gegebenen Tarifeinheit oder die Akzeptanz der kollektiven Vertretung der Beschäftigten durch eine Gewerkschaft seitens des Arbeitgebers. von Gewerkschaften aufgrund der Manipulation des Staates fort.

Die Auswirkungen der Beschränkungen des Streikrechts auf die Arbeitnehmer 31-12-2010

Trotz vieler Formalitäten und Restriktionen bezüglich des Streikrechts haben eine Reihe von Gewerkschaften in verschiedenen Branchen, wie auch in vorangegangenen Jahren, zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. In einigen Fällen griff der Staat ein, um den Streik Streik Die gängigste Form einer Arbeitskampfmaßnahme; eine kollektive Arbeitsniederlegung der Beschäftigten für eine bestimmte Zeit; kann vielfältige Formen annehmen.

vgl. Generalstreik, unterbrochener Streik, rollierender Streik, Sitzstreik, Sympathiestreik, wilder Streik, Bummelstreik
zu beenden und die beteiligten Arbeitnehmer zu bestrafen.

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