Ucrania - Gewerkschaften schikaniert (2010)

Der Bund freier Gewerkschaften der Ukraine (KVPU) berichtet, dass Arbeitgeber der Gründung neuer Gewerkschaften ablehnend gegenüberstehen, weil sie der Ansicht sind, dass damit gegen die tief in der kommunistischen Ära verwurzelte Tradition des Arbeitnehmer-Gehorsams verstoßen wird.
So wurde zum Beispiel von Beschäftigten im Agrarkomplex Pushcha Vodytsa bei Kiew eine Organisation gegründet, die der Allukrainischen Gewerkschaft Eintreten für Gerechtigkeit angeschlossen ist. Offiziell registriert wurde sie noch vor April. Da Minderheitsgewerkschaften laut Gesetz über bestimmte Rechte verfügen, bat die Gewerkschaft die Geschäftsführung, ihr eine Kopie des bestehenden Tarifvertrags auszuhändigen und den Abzug der Gewerkschaftsbeiträge vom Lohn zu organisieren. Der Generaldirektor der Firma gab die gesamte Korrespondenz einfach wieder an die Gewerkschaft zurück und fügte hinzu, dass die Organisation gar nicht existiere. Bei allen Bemühungen der Gewerkschaft um Anerkennung ging der Arbeitgeber mit derselben Taktik vor. Im Juli wurden zudem die Mitglieder des neuen Gewerkschaftsausschusses in das Büro der Bezirkspolizei und vor die Staatsanwaltschaft geladen, um sich zur Gründung der Gewerkschaft zu äußern. Nachdem sich die KVPU-Führung eingeschaltet hatte, ließ der Druck auf die Gewerkschaftsmitglieder nach. Im Dezember kamen jedoch zwei Vertreter der Staatsanwaltschaft nach Pushcha Vodytsa und forderten zahlreiche Beschäftigte auf, schriftlich zu erklären, ob sie dem Ortsverband der Gewerkschaft Einsetzen für Gerechtigkeit angehörten oder nicht.
Ein weiteres Beispiel ist die dem KVPU angeschlossene Gewerkschaft Octan beim größten Benzinhersteller des Landes, CJSC „Linik“. Die Geschäftsführung droht Gewerkschaftsmitgliedern mit Kündigung oder Gehaltskürzungen, wenn sie nicht aus der Gewerkschaft austreten oder zumindest die Verwaltung ermächtigen, ihre Gewerkschaftsbeiträge nicht zu überweisen. Die Firma wandte zudem Manipulationstaktiken an, wie zum Beispiel im Juli die Ankündigung der Entlassung von 244 Mitarbeitern, obwohl in Wirklichkeit weitaus weniger Kündigungen geplant waren. Von den sieben Octan-Mitgliedern, die im Oktober entlassen werden sollten, traten vier aus der Gewerkschaft aus und behielten ihre Arbeit, während zwei weitere entlassen wurden. Die Gewerkschaft ersuchte um Hilfe bei der Polizei und bei der Staatsanwaltschaft, jedoch ohne Erfolg. Dies hatte zur Folge, dass die Zahl der Mitglieder in etwas mehr als einem Jahr von 930 auf 186 absank.

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