Neuseeland

Die Mitgliedsorganisation des IGB in Neuseeland ist der New Zealand Council of Trade Unions (NZCTU).
Rechtslage
Vereinigungsfreiheit / Vereinigungsrecht
Vereinigungsfreiheit
Die Vereinigungsfreiheit ist arbeitsrechtlich geregelt.
Die Vereinigungsfreiheit ist gesetzlich geregelt.
Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung
Gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung ist gesetzlich verboten.
Tarifverhandlungsrecht
Tarifverhandlungsrecht
Das Tarifverhandlungsrecht wird gesetzlich anerkannt.
Beschränkungen des Grundsatzes ungehinderter und freiwilliger Verhandlungen
- Verbot oder Einschränkung von Tarifverhandlungen auf bestimmter Ebene (örtlich, regional, national; Betrieb, Industrie, Branche oder allgemein)
- Mehrparteien-Tarifverhandlungen (d.h. eine oder mehrere Gewerkschaften verhandeln mit zwei oder mehr Arbeitgebern) können nur dann von der Gewerkschaft (den Gewerkschaften) initiiert werden, wenn sie eine geheime Urabstimmung unter ihren Mitgliedern durchführen und sich dabei eine einfache Mehrheit für Mehrparteien-Tarifverhandlungen ausspricht. (Abschnitte 45 und 46, Arbeitsbeziehungsgesetz von 2000)
Streikrecht
Streikrecht
Das Streikrecht wird gesetzlich anerkannt, unterliegt aber strengen Bestimmungen.
Verbot oder Einschränkungen bestimmter Arten von Streiks
- Beschränkungen hinsichtlich des Streikziels (z.B. Arbeitskonflikte, wirtschaftliche und soziale Fragen, politische, Sympathie- und Solidaritätsstreiks)
- Streiks aus anderen Gründen als zur Unterstützung von Tarifverhandlungen für das Unternehmen, in dem die Arbeitnehmer streiken, oder zu einem anderen Zeitpunkt als während der Tarifverhandlungen sind verboten. Ein Streik ist gesetzwidrig, wenn es dabei um Folgendes geht: eine persönliche Beschwerde; einen Konflikt bezüglich der Auslegung, Umsetzung oder Inkraftsetzung eines Beschäftigungsvertrages; eine Verhandlungsgebühr-Klausel oder eine beantragte Verhandlungsgebühr-Klausel im Rahmen von Teil 6B des Gesetzes (Verhandlungsgebühren); oder eine sonstige in Teil 3 des Gesetzes (Vereinigungsfreiheit) behandelte Angelegenheit (Abschnitt 86, Arbeitsbeziehungsgesetz von 2000).
- Beschränkungen hinsichtlich des Umfangs oder der Reichweite eines Streiks (z.B. Betrieb, Industrie und/oder Branche, regional, national)
- Ein Streik ist während der Laufzeit eines für die Streikenden verbindlichen Tarifvertrages gesetzwidrig, wobei für einen Streik im Zusammenhang mit Mehrparteien-Tarifverhandlungen bestimmte Ausnahmen gelten. (Abschnitt 86, Arbeitsbeziehungsgesetz von 2000)
- Beschränkungen hinsichtlich der Art des Streiks (z.B. Streikposten
Streikposten
Personen, die vor den Toren der betroffenen Betriebe auf einen Arbeitskonfliktoder einen Streik aufmerksam machen und versuchen, andere Beschäftigte dazu zu veranlassen, den Betrieb nicht zu betreten bzw. die Verbraucher davon abzuhalten, den Arbeitgeber zu unterstützen. Die Aufstellung von Streikposten vor einem nicht direkt an dem Konflikt beteiligten, neutralen Betrieb zielt darauf ab, indirekt Druck auf den Arbeitgeber, der die eigentliche Zielscheide der Aktion ist, auszuüben.
, wilde Streiks, Dienst nach Vorschrift
Dienst nach Vorschrift
Eine Form des Arbeitskampfes, bei der sich die Beschäftigten streng an sämtliche für ihre Arbeit geltenden Gesetze, Regeln und Prinzipien halten, was einem Bummelstreik gleichkommt.
, Sitzstreik
Sitzstreik
Eine Form des Arbeitskampfes, bei der sich die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz hinsetzen, jedoch keine Arbeit verrichten.
vgl. Streik , Bummelstreik Bummelstreik Eine Form des Arbeitskampfes, wobei die Beschäftigten das Arbeitstempo absichtlich vermindern, um das Arbeitsergebnis zu verringern.
vgl. Dienst nach Vorschrift ) - Streiks zur Durchsetzung sozialer und politischer Interessen der Arbeitnehmer sind ebenso verboten wie Sympathiestreiks und Generalstreiks
Bestimmungen, die die Streikmöglichkeiten oder die Wirksamkeit eines Streiks untergraben
- Mögliche Ersetzung von Beschäftigten während eines rechtmäßigen Streiks
- Ein Arbeitgeber kann Ersatzarbeitskräfte für streikende oder ausgesperrte Beschäftigte einsetzen, wenn diese bereits zu Beginn des Streiks oder der Aussperrung für ihn gearbeitet haben und sie nicht hauptsächlich dafür eingestellt werden, um die Tätigkeiten der streikenden oder ausgesperrten Beschäftigten zu verrichten und wenn sie dieser Tätigkeit zustimmen. Darüber hinaus kann ein Arbeitgeber Ersatzarbeitskräfte für streikende oder ausgesperrte Beschäftigte einsetzen oder einstellen, wenn begründete Anhaltspunkte für die Annahme vorliegen, dass die Tätigkeiten aus Sicherheits- oder Gesundheitsgründen erforderlich sind und wenn die Ersatzarbeitskräfte nur für diesen Zweck eingesetzt werden. (Abschnitt 97, Arbeitsbeziehungsgesetz von 2000)
Einschränkungen oder Verbot von Streiks in bestimmten Sektoren
- Willkürliche Festlegung oder übermäßig lange Liste „wesentlicher Dienste“, in denen Streiks untersagt oder stark eingeschränkt sind
- Aufstellung 1 des Arbeitsbeziehungsgesetzes listet die nachstehenden wesentlichen Dienste auf, in denen ein Streik zwischen 14 und 28 Tragen im Voraus angekündigt werden muss: Produktion, Verarbeitung, Vertrieb oder Verkauf von Erdöl; Lufttransport und bestimmte Schifffahrtsdienste; Herstellung von Butter oder Käse oder eines anderen Milch- oder Sahneerzeugnisses sowie Verarbeitung, Vertrieb oder Verkauf von Milch, Sahne, Butter oder Käse oder eines anderen Milch- oder Sahneerzeugnisses. Die Haltung und Vorbereitung für die Schlachtung von Schafen, Rindern, Ziegen, Schweinen oder Wild und das Schlachten dieser Tiere sowie die anschließende Fleisch- und Wurstverarbeitung für den Binnen- oder den Exportmarkt ist ein wesentlicher Dienst, für den eine Streikankündigungsfrist von drei bis 28 Tagen gilt. (Abschnitt 90 und Aufstellung 1, Arbeitsbeziehungsgesetz von 2000)
- Unangemessene oder willkürliche Festlegung (d.h. ohne Verhandlungen mit den Sozialpartnern bzw. Fehlen eines unabhängigen Gremiums für Streitfälle) des im Falle von Streiks im öffentlichen Dienst zu garantierenden „Mindestdienstes“
- Die Anforderungen für den Gesundheitssektor lassen Spielraum für Arbeitgeberinterpretationen, die unter bestimmten Umständen übermäßig restriktiv sein können. Der im ERA enthaltene Kodex für Treu und Glauben im Gesundheitswesen verlangt von Arbeitgebern und Gewerkschaften, die Kontinuität der "lebenserhaltenden Dienste" während eines Arbeitskampfes zu gewährleisten. Die Definition von "lebenserhaltenden Diensten" ist jedoch weit gefasst und offen für Interpretationen, was bedeutet, dass zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Berufe die von den Bezirksgesundheitsämtern während eines Arbeitskampfes geforderte Personalstärke die gleiche oder sogar eine höhere ist als an einem normalen Arbeitstag.
- Sonstige Einschränkungen (z.B. in FEZ Freie Exportzone Ein besonderes Industriegebiet eines Landes, in dem importierte Materialien vor ihrer erneuten Ausfuhr verarbeitet werden; soll vor allem ausländische Investoren anziehen, denen besondere Anreize wie die Ausnahme von bestimmten Handelsbarrieren, Steuern, Regeln und/oder arbeitsrechtlichen Bestimmungen geboten werden. )
- Selbstständige sind nicht streikberechtigt.
Praxis
Die Bildungsgewerkschaften Post Primary Teachers’ Association und New Zealand Educational Institute (NZEI, in Maori: Te Riu Roa) haben während des Jahres 2019 einen Fall vor die Arbeitsbeziehungsbehörde (das Arbeitsgericht) gebracht, bei dem es um die Weigerung des Bildungsministeriums ging, an einem Treffen teilzunehmen, um über die Integration neuer Lehrerstellen in die relevanten Tarifverträge für Lehrkräfte zu verhandeln. Die Post Primary Teachers’ Association wurde von der Arbeitsbeziehungsbehörde verpflichtet, an einer vom Bildungsministerium nach dem Scheitern der Verhandlungen beantragten Schlichtung
Schlichtung
Der Versuch einer neutralen dritten Partei, eines Schlichters, bei der Beilegung eines Arbeitskonfliktes behilflich zu sein, indem die Kommunikation verbessert wird, Ratschläge gegeben werden und bei der Interpretation strittiger Fragen geholfen wird, um die Konfliktparteien so weit zu bringen, dass sie ihre Differenzen beilegen können. Ein Schlichter spielt keine so aktive Rolle wie ein Vermittler oder ein Schiedsmann.
vgl. Schiedsverfahren, Vermittlung
teilzunehmen, zu der es jedoch letztendlich nicht kam, da sich beide Seiten doch noch einigen konnten.
Angaben des neuseeländischen Gewerkschaftsbundes NZCTU (New Zealand Council of Trade Unions) zufolge ist ein Arbeitgeber im Jahr 2018 vor das Arbeitsgericht gegangen, um die Verwendung einer riesigen aufblasbaren Ratte bei einem Gewerkschaftsprotest anzufechten, da dies bösgläubigen Verhandlungen gleichkomme (Kaikorai Service Centre Limited gegen First Union Inc. [2018] NZEmpC 160).
Die Metzgergewerkschaft Meat Workers Union hat im Namen von Hunderten Beschäftigten, die laut Entscheid des Arbeitsgerichtes im November 2015 in rechtswidriger Weise ausgesperrt worden waren, den Rechtsstreit mit dem zur Talley’s-Gruppe gehörenden Fleischbetrieb AFFCO Meat fortgesetzt. Obwohl die Beschäftigten bereits seit einiger Zeit wieder bei der Arbeit sind, haben sie bisher keinerlei Entschädigung erhalten, was besonders für die 150 Beschäftigten in Wairoa wichtig wäre, die rund drei Monate lang nicht bezahlt worden waren.
Nachdem sich die Gewerkschaft im Revisionsverfahren gegen AFFCO durchgesetzt hatte, das den Entscheid des Arbeitsgerichtes anfechten wollte, hat das Unternehmen im Jahr 2017 Einspruch beim Obersten Gerichtshof erhoben, der letztendlich bestätigt hat, dass die Aussperrung aussperrung Eine Form des Arbeitskampfes, bei der der Arbeitgeber seinen Beschäftigten die Arbeitsaufnahme verweigert oder den Betrieb vorübergehend schließt. rechtswidrig war. Unterdessen hatte sich das Arbeitsgericht mit separaten Fällen im Zusammenhang mit der Berechnung und der Art der Entschädigung befasst, und auch gegen den diesbezüglichen Entscheid hat AFFCO Berufung eingelegt. Als dieser Eintrag verfasst wurde, stand der Termin des Berufungsverfahrens noch nicht fest. Unterdessen hat AFFCO versucht, den Entscheid des Arbeitsgerichtes für ungültig erklären und zudem gerichtlich überprüfen zu lassen. Beide Anträge waren erfolglos. Die Beschäftigten haben jedoch nach wie vor keine Entschädigung erhalten, und es ist unwahrscheinlich, dass vor 2019, mehr als drei Jahre nach der Aussperrung aussperrung Eine Form des Arbeitskampfes, bei der der Arbeitgeber seinen Beschäftigten die Arbeitsaufnahme verweigert oder den Betrieb vorübergehend schließt. , ein Urteil ergeht.
Bei Lean Meats, einem Talley’s/AFFCO gehörenden Fleischbetrieb, haben sich die Tarifverhandlungen festgefahren. Die Verhandlungen waren 2014 eingeleitet worden, und nach einer richterlichen Anordnung aus dem Jahr 2016 hatten einige Verhandlungsrunden stattgefunden. Der Arbeitgebervorschlag wurde jedoch von Gewerkschaftsseite abgelehnt, und seither weigert sich Talley’s, die Verhandlungen fortzusetzen. Der neuseeländische Gewerkschaftsbund NZCTU berichtet zudem über fortlaufende Schikanierungen sowie eklatante Gewerkschaftsfeindlichkeit in dem Betrieb.
Die Gewerkschaft Unite und die Fluggesellschaft Qantas Airways hatten einen Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
für den Zeitraum 2015 bis 2017 bezüglich der Inkraftsetzung präferenzbasierter Dienstpläne abgeschlossen. Dieses Rotationssystem war eingeführt worden, nachdem sich die Beschäftigten in einer Abstimmung dafür ausgesprochen hatten. Ein Jahr später schlug Qantas jedoch eine Rückkehr zum alten System vor, die dann im Mai 2017 einseitig beschlossen wurde. Daraufhin hat die Gewerkschaft den Fall im Namen von vier Mitgliedern, die die Rückkehr zum früheren Dienstplan-System ablehnten, vor die Arbeitsbeziehungsbehörde gebracht, die entschied, dass Qantas den Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
mit der Gewerkschaft verletzt und im Mai 2017 ohne Zustimmung der Gewerkschaft eine Änderung des Dienstplan-Systems erzwungen habe. Die Arbeitsbeziehungsbehörde kam zu dem Schluss, dass, obwohl Qantas behauptete, dass es sich lediglich um eine probeweise Einführung handele, dies in der Mitteilung an die Beschäftigten nicht erwähnt und auch kein Ende der Probezeit festgelegt worden sei und dass unterdessen 51 neue Mitarbeiter/innen im Rahmen der geänderten Dienstpläne beschäftigt worden seien. Qantas habe zudem nicht an der Vermittlung
Vermittlung
Ein Prozess zwischen Schlichtung und Schiedsverfahren, bei dem der Vermittler neutral ist und den an einem Arbeitskonfliktbeteiligten Parteien bei einer Einigung hilft, indem er mögliche, unverbindliche Lösungen vorschlägt; wird auch als Mediation bezeichnet.
vgl. Schiedsverfahren, Schlichtung
teilgenommen, bei der versucht werden sollte, den Konflikt vor der Inkraftsetzung der neuen Dienstpläne zu beenden, und somit als Arbeitgeber nicht in gutem Glauben gehandelt. Qantas wurde angewiesen, seinen Beschäftigten 6.000 NZD für die Änderung der Dienstpläne ohne ihr Einverständnis zu zahlen.
Der neuseeländische Gewerkschaftsbund NZCTU berichtet über zahlreiche Fälle im öffentlichen Dienst, in denen die Behörden Tarifverhandlungen über die Vergütung verweigert haben. Als besonders widerwillig haben sich dabei die neuseeländischen Streitkräfte (New Zealand Defence Force, NZDF) erwiesen, gegen die sich die Vereinigung für den öffentlichen Dienst (Public Service Association, PSA) jedoch vor kurzem durchsetzen konnte, da die Arbeitsbeziehungsbehörde die NZDF angewiesen hat, mit der PSA über die Vergütung zu verhandeln.
Beim zur Talley’s-Gruppe gehörenden Fleischbetrieb South Pacific Meats ist eine gewerkschaftliche Organisierung Organisierung Der auf die Gründung von oder den Beitritt zu einer Gewerkschaft hinauslaufende Prozess bzw. Bemühungen darum, dass andere Beschäftigte eine Gewerkschaft gründen oder einer Gewerkschaft beitreten. angesichts anhaltender Schwierigkeiten beim Zutritt und aufgrund der Weigerung des Arbeitgebers, auf die Forderung nach Tarifverhandlungen zu reagieren, nach wie vor schwierig. Es hat zahlreiche Fälle gegeben, in denen das Zutrittsrecht verletzt und der Gewerkschaft recht gegeben wurde, aber genau in dieser Frage will die Geschäftsführung nicht nachgeben, und viele haben Angst vor einem Gewerkschaftsbeitritt.
Im April 2017 sind Beschäftigte von Savemart der Gewerkschaft FIRST Union beigetreten. Savemart ist ein landesweites, auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen, das (über öffentliche Altkleiderspenden) Kleidungsstücke aus zweiter Hand erhält und dann verkauft. Die Beschäftigten wollten einen Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
, um für sichere Arbeitsbedingungen zu sorgen, und die Gewerkschaft hat Tarifverhandlungen eingeleitet. Neben üblichen Verhandlungsthemen wie den Löhnen ging es den Beschäftigten vor allem auch um Fragen des Arbeitsschutzes und der Privatsphäre, da sie Kleidungsstücke sortieren mussten, die mit toxischen Abfällen vermischt waren, einschließlich gebrauchter Spritzen, toter Ratten, Fäkalien und anderer gefährlicher Stoffe. Eigenen Angaben zufolge durften die Beschäftigten noch nicht einmal Handschuhe anziehen, und Schutzmasken erhielten sie auch nicht.
Im April 2017 hat die Gewerkschaft FIRST Union Probleme im Bereich der Privatsphäre und des Arbeitsschutzes formell angesprochen, aber keine Antwort erhalten. Im September 2017 hat das Unternehmen Gewerkschaftsmitglieder und Nicht-Gewerkschaftsmitglieder voneinander getrennt und eine Umstrukturierung angekündigt, in deren Rahmen die Gewerkschaftsmitglieder freigesetzt werden sollten. Mitte September 2017 erhielten die Gewerkschaftsmitglieder ihre Kündigungsschreiben. Nachdem die Medien über den Fall berichtet hatten, wurden die Kündigungen später jedoch zurückgenommen.
Kaikorai Service Centre Ltd, Handelsname PAK‘nSAVE Invercargill, hat Lohnverhandlungen mit der Gewerkschaft FIRST Union verweigert. PAK‘nSAVE ist eine der führenden Marken der Lebensmittelkooperative Foodstuffs (eine der beiden großen Supermarktketten in Neuseeland). Die Arbeitsbeziehungsbehörde hat im Januar 2017 einen Beschluss veröffentlicht, dem zufolge die wiederholte Weigerung des Arbeitgebers, Lohnverhandlungen mit der Gewerkschaft FIRST Union zu führen, rechtswidrig sei und gegen den Grundsatz von Treu und Glauben verstoße.
Anfang Januar 2017 hat die neuseeländische Johanniter-Unfall-Hilfe bei der Arbeitsbeziehungsbehörde die Beendigung der Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft First Union beantragt, ohne dass ein Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
zustande gekommen war.
Die Beschäftigten des Hilfsdienstes, die der First Union angehören, hatten am 1. Weihnachtsfeiertag einen partiellen Streik
Streik
Die gängigste Form einer Arbeitskampfmaßnahme; eine kollektive Arbeitsniederlegung der Beschäftigten für eine bestimmte Zeit; kann vielfältige Formen annehmen.
vgl. Generalstreik, unterbrochener Streik, rollierender Streik, Sitzstreik, Sympathiestreik, wilder Streik, Bummelstreik
begonnen, nachdem die Tarifverhandlungen weiterhin festgefahren waren.
Gewerkschaftssprecher Jared Abbott erklärte, dass der Arbeitgeber weniger als zwei Stunden am Verhandlungstisch gesessen und zu keinem Zeitpunkt Vorschläge für einen Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
unterbreitet habe.
Am 5. Januar 2017 wurde bekannt gegeben, dass die Bezüge von Sanitäter(inne)n des Hilfsdienstes, die im Rahmen ihres andauernden Streiks keine Uniform mehr trügen, um 10 Prozent gekürzt würden.
Ende September 2016 wurde gegen den Affco/Talley’s gehörenden Fleischbetrieb Land Meat New Zealand (LMNZ) ein Bußgeld in Höhe von 15.000 NZD verhängt, weil er nicht in gutem Glauben mit der Gewerkschaft New Zealand Meat Workers and Related Trades Union verhandelt hatte. Die Weigerung des Betriebes, in konstruktiver Weise mit der Gewerkschaft zu verhandeln, habe eine „gezielte, schwere und fortlaufende Verletzung des Grundsatzes von Treu und Glauben über mehrere Monate hinweg“ dargestellt, so die Arbeitsbeziehungsbehörde.
Die Verhandlungen bei dem Fleischverarbeitungsbetrieb in Castlecliff, Whanganui, sollten im Mai 2014 beginnen, wurden aber infolge einer Umstrukturierung auf 2015 verschoben. Als die Verhandlungen begannen, kam es schnell zu einer Pattsituation, die monatelang andauerte, weil der Betrieb den vorgeschlagenen vertraglichen Formulierungen nicht zustimmte.
Anfang Oktober hat ein Berufungsgericht in einem ähnlichen Fall den Entscheid des Arbeitsgerichtes bestätigt, wonach Affco/Talley’s mit der Aussperrung aussperrung Eine Form des Arbeitskampfes, bei der der Arbeitgeber seinen Beschäftigten die Arbeitsaufnahme verweigert oder den Betrieb vorübergehend schließt. von 170 Beschäftigten, die sich weigerten, während der laufenden Tarifverhandlungen neue individuelle Arbeitsverträge zu unterschreiben, gegen das Arbeitsgesetz verstoßen habe. Talley’s hatte darauf bestanden, dass die Beschäftigten nur an ihren Arbeitsplatz zurückkehren könnten, wenn sie schlechtere individuelle Arbeitsbedingungen akzeptierten, die u.a. die Abschaffung der Anerkennung Anerkennung Die Bestimmung einer Gewerkschaft durch die zuständige staatliche Stelle zur Tarifpartei für die Beschäftigten in einer gegebenen Tarifeinheit oder die Akzeptanz der kollektiven Vertretung der Beschäftigten durch eine Gewerkschaft seitens des Arbeitgebers. der Betriebszugehörigkeitsdauer vorsahen. Durch die Forderung nach neuen Verträgen wurden die Verhandlungen über die Verlängerung des Tarifvertrages untergraben.
Der neuseeländische Fleischbetrieb Talley’s hat auf Kritik an seinen Arbeitsschutzpraktiken und fortlaufenden Rechtsverletzungen am 22. April 2016 mit einem Antrag bei der Arbeitsbehörde auf Unterbindung sämtlicher Kritik an dem Betrieb in den sozialen Medien seitens der Metzgergewerkschaft Meat Workers Union (MWU) und ihrer Mitglieder reagiert. Außerdem hat er versucht, der Organisierungsdirektorin der Gewerkschaft, Darien Fenton, zu verbieten, Mitglieder bei Gesprächen oder Vermittlungsverfahren mit dem Betrieb zu vertreten. Vorausgegangen war die Veröffentlichung der offiziellen neuseeländischen Arbeitsschutzstatistiken, die eine Diskussion in den sozialen Medien über die schlechte Bilanz des Betriebes in diesem Bereich ausgelöst hatte. Aus den Statistiken ging hervor, dass die Zahl der weniger schweren Verletzungen bei Talley’s gehörenden Fleischbetrieben während des Jahres 2015 um sechs Prozent zugenommen hatte, während die Zahl der dokumentierten schweren Verletzungen ähnlich hoch war wie im Vorjahr. Im Gegensatz dazu war bei den fünf anderen großen lokalen Fleischbetrieben dank der engen Zusammenarbeit zwischen der Gewerkschaft und der Betriebsleitung in Fragen des Arbeitsschutzes ein drastischer Rückgang der Verletzungen zu verzeichnen gewesen.
Die Angelegenheit kam vor das Arbeitsgericht, das den Antrag von Talley’s auf das Kommunikationsverbot für die Gewerkschaft im November 2016 abgelehnt hat.
Es hatte bereits früher Versuche gegeben, die Gewerkschaft zum Schweigen zu bringen und ihre Aktivitäten zu behindern. Im Mai 2016 wurde ein Bußgeld gegen Talley’s verhängt, weil der Betrieb versucht hatte, Vertreter der Meat Workers’ Union an der Verteilung von Material zu hindern. Katrina Murray bekam 35.000 NZD zugesprochen, nachdem die Arbeitsbeziehungsbehörde zu dem Schluss gekommen war, dass sie ungerecht behandelt und ungerechtfertigterweise entlassen worden sei, weil sie ein Nachrichtenblatt der Gewerkschaft in dem Betrieb in Awarua, Invercargill, verteilt hatte. Ihr Kollege Cliff Kruskopk bekam 3.700 NZD zugesprochen, nachdem er formell verwarnt worden war, weil er ein Nachrichtenblatt ausgehängt hatte.
Im Februar 2016 wurde der Talley’s gehörende Fleischbetrieb South Pacific Meats von der Arbeitsbehörde mit einem Bußgeld in Höhe von 144.000 NZD belegt, weil es der Gewerkschaft den Zutritt verweigert hatte.
Zwei Vertreter der Gewerkschaft First Union wurden am 14. Februar 2016 während einer kommunalen Kundgebung in Nelson wegen Hausfriedensbruchs festgenommen, als sie versuchten, die Supermärkte Nelson New World und Richmond PAK’nSAVE zu betreten, obwohl die neuseeländische Polizei ihren Beamten rät, Beschäftigte nicht daran zu hindern, Kontakt mit ihren Gewerkschaftsvertretern aufzunehmen, wie der Gewerkschaftsbund New Zealand Council of Trade Unions (NZCTU) berichtet. „In der Polizeizeitung (4. Februar 2005) werden die Beamten daran erinnert, dass sich ein Arbeitgeber nicht auf das Gesetz über Hausfriedensbruch aus dem Jahr 1980 berufen könne, um Gewerkschaftsvertretern den Zutritt zu verweigern, aber genau das ist hier geschehen“, so NZCTU-Sekretär Sam Huggard.
Am Arbeitsbeziehungsgesetz aus dem Jahr 2000 vorgenommene Änderungen, die 2015 in Kraft traten, haben verschiedene neue Hindernisse für den Tarifprozess mit sich gebracht, einschließlich des Rechtes der Arbeitgeber, sich aus Tarifverhandlungen auf Verbandsebene auszuklinken (Abschnitte 44A-44C des Beschäftigungsgesetzes von 2000), ohne dies begründen zu müssen. In der Praxis bedeutet diese Änderung, dass den Gewerkschaften die Möglichkeit genommen wird, auf einer höheren als der betrieblichen Ebene Verhandlungen zu führen.
Durch die nach einem Konflikt zwischen der Schauspielergewerkschaft Equity und der Filmindustrie, unterstützt vom Filmgiganten Warner Brothers, vorgenommenen Arbeitsgesetzänderungen wurde den Beschäftigten in der Filmindustrie das Recht genommen, ihren Beschäftigungsstatus in Frage zu stellen. Sie gelten jetzt als Auftragnehmer und sind nicht mehr tarifverhandlungsberechtigt. Sie haben weder das Recht auf Arbeitskampfmaßnahmen zugunsten eines Tarifvertrages, noch auf Zugang zu den verschiedenen Verfahren, die den Parteien dabei helfen sollen, zu einer Einigung zu gelangen. Die einzelnen Auftragnehmer sind nicht vor ungerechtfertigter Benachteiligung oder unbegründeter Entlassung geschützt, haben keinen Anspruch auf gesetzliche Mindestbedingungen (wie etwa Mindestlohnsätze) oder auf normalerweise in Arbeitsverträgen verankerte Prinzipien wie Gutgläubigkeit und Fairness.
Die Baumarktkette Bunnings hat im Alleingang die Arbeitszeiten geändert und die Verpflichtung zur Arbeit auf Abruf eingeführt, ohne eine Garantie für regelmäßige Arbeitszeiten. Diese Änderungen waren angesichts der Unternehmensgewinne unbegründet. Zudem wurde dabei die laufende Parlamentsdebatte über das Verbot von Nullstundenverträgen ignoriert, und das Unternehmen weigerte sich, mit den Gewerkschaften über die Änderungen zu verhandeln.
AFFCO hat verschiedene nachteilige Änderungen der Arbeitsbedingungen vorgenommen (keine Verpflichtung, die Beschäftigten nach saisonal bedingten Entlassungen wieder einzustellen, Lohnkürzungen usw.) und sich entweder geweigert, mit den Gewerkschaften zusammenzutreffen oder inakzeptable neue Klauseln vorgeschlagen, wobei offensichtlich war, dass das Unternehmen nicht die Absicht hatte, eine Vereinbarung zu erzielen.
Bei der Niederlassung von Talley’s in Rangiuru wurden Verhandlungen über geplante Freisetzungen trotz einer diesbezüglichen tarifvertraglichen Verpflichtung und mehrfacher Bitten der Gewerkschaft um ein Gespräch verweigert. Letztendlich wurden circa 100 Beschäftigte entlassen, alles Gewerkschaftsmitglieder mit einem eigentlich besseren Kündigungsschutz als andere, die noch nicht so lange bei dem Betrieb waren.
Der Frischwarenlieferant Fresh Max hat sich trotz anhaltender Grundrechtsverletzungen (wie sexueller Belästigung, Tätlichkeiten und Kinderarbeit) kontinuierlich geweigert, über einen Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
zum Schutz der Beschäftigten zu verhandeln. Das Problem wurde erst geklärt, als sich die Gewerkschaft FIRST an das Unternehmen Countdown wandte, bei dem Fresh Max seine Ware bezieht, und es aufforderte, angesichts seiner ethischen Lieferkettenverpflichtungen und Prinzipien Druck auszuüben.
Ein Arbeitgeber im privaten Bildungswesen reagierte auf die Aufforderung der Gewerkschaft zu Verhandlungen mit der Androhung sofortiger Gehaltskürzungen, wenn die Gewerkschaft auf Verhandlungen bestehe. Die betroffenen Lehrkräfte traten daraufhin aus der Gewerkschaft aus, und es fanden keine Verhandlungen statt.
Bei dem jüngsten Besuch von Organisatoren der Metzgergewerkschaft MWU bei einem der Fleischverarbeitungsbetriebe von AFFCO (South Pacific Meats) hat es das Unternehmen zur Bedingung gemacht, alle Gewerkschaftsinformationen, die verteilt werden sollten, zu fotokopieren und zu überprüfen. Anschließend hat das Unternehmen die Verteilung von gewerkschaftlichem Informationsmaterial in sämtlichen Betrieben verboten, und die Gewerkschaftsbüros wurden an allen Standorten geschlossen. Die MWU ist gegen diese Maßnahmen gerichtlich vorgegangen und wartet auf gerichtliche Anhörungen.
Das Fleischverarbeitungsunternehmen AFFCO greift schon lange auf das Mittel der Aussperrung aussperrung Eine Form des Arbeitskampfes, bei der der Arbeitgeber seinen Beschäftigten die Arbeitsaufnahme verweigert oder den Betrieb vorübergehend schließt. zurück, um Druck auf die Gewerkschaften und die Beschäftigten auszuüben, wie dies gerade erst wieder bei seinem Werk in Wairoa der Fall war, wo 200 Beschäftigte 135 Tage lang ausgesperrt wurden, um sie zur Unterzeichnung individueller Verträge mit äußerst ungünstigen Bedingungen und erheblichen Lohnkürzungen zu zwingen. Obwohl das Arbeitsgericht die Aussperrung aussperrung Eine Form des Arbeitskampfes, bei der der Arbeitgeber seinen Beschäftigten die Arbeitsaufnahme verweigert oder den Betrieb vorübergehend schließt. im November 2015 einstimmig für rechtswidrig erklärt hat, wurden die Arbeitnehmerrechtsverletzungen fortgesetzt. Die Beschäftigten durften zwar an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, mussten aber ausschließlich in Nachtschichten arbeiten. Zudem hat das Unternehmen seine Bemühungen um die Abschreckung von einer Gewerkschaftsmitgliedschaft fortgesetzt, indem beispielsweise Nichtmitglieder bei der Schichtzuteilung begünstigt wurden.
In direktem Zusammenhang mit dem AFFCO-Konflikt stehen Suspendierungen von Gewerkschaftsmitgliedern ohne Bezahlung, nur weil sie auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause T-Shirts der Gewerkschaft getragen hatten. Andere Beschäftigte wurden entlassen, weil sie Informationsmaterial verteilt hatten. Zwei Gewerkschaftsvertretern wurde gekündigt, weil sie früher zur Arbeit gekommen waren, um mit Gewerkschaftsmitgliedern zu sprechen, die über das Unternehmensverhalten verärgert waren. Sie wurden zwar wieder eingestellt, aber eine Woche später erneut entlassen. Darüber hinaus wurde führenden Vertretern sowohl des NZCTU als auch der MWU mit einer Verleumdungsklage gedroht, weil sie sich öffentlich über die Arbeitsbedingungen in AFFCO-Betrieben geäußert und Angaben gegenüber einem Regierungsausschuss zu Missständen hinsichtlich des Arbeitsschutzes bei AFFCO gemacht hatten.
Im Februar 2015 hat die Gewerkschaft FIRST einen Protest organisiert, weil der Supermarkt Foodstuffs Lohnverhandlungen verweigerte. Die Geschäftsführung schaltete die Polizei ein und warf den Protestierenden Hausfriedensbruch und ordnungswidriges Verhalten vor. Zwei Gewerkschafter wurden daraufhin verhaftet.
Die MWU nennt noch weitere Beispiele für gewerkschaftsfeindliche Diskriminierung
Gewerkschaftsfeindliche diskriminierung
Jede Praxis, die eine/n Beschäftigte/n oder eine Gruppe von Beschäftigten aufgrund einer früheren, gegenwärtigen oder zukünftigen Gewerkschaftsmitgliedschaft, legitimer Gewerkschaftsaktivitäten oder der Inanspruchnahme von Gewerkschaftsdiensten benachteiligt; beinhaltet Entlassungen, Versetzungen, Degradierungen, Belästigungen und Ähnliches
vgl. IGB-Leitfaden für internationale Gewerkschaftsrechte
: Nichtmitglieder erhalten 3 Prozent mehr Lohn, Gewerkschaftsmitglieder werden degradiert und im Zuge saisonal bedingter Kündigungen zuerst entlassen. Wenn es um Überstunden oder Sonderaufgaben geht, werden Nichtmitglieder generell bevorzugt. Eine derartige Diskriminierung beeinträchtigt das Recht der Beschäftigten auf die freie Wahl ihrer Gewerkschaft. Wer bei Talley’s/AFFCO noch in der (bis zu 90-tägigen) Probezeit ist, tritt der Gewerkschaft bis zu deren Ende nicht bei, da bekannt ist, dass sie sonst nicht übernommen werden.
Der neuseeländische Gewerkschaftsbund NZCTU berichtet über verschiedene Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechtsverletzungen während des Jahres 2015, von denen viele mit dem weiterhin gewerkschaftsfeindlichen Verhalten des neuseeländischen Lebensmittelunternehmens Talley’s Group Limited (das circa 4.500 Beschäftigte hat) und seiner Tochter AFFCO (eines Fleischverarbeitungsunternehmens) zusammenhängen, die die Mitglieder der neuseeländischen Metzgergewerkschaft (Meat Workers Union, MWU) ins Visier nehmen. AFFCO liefert auch Fleisch an Supermärkte in Großbritannien, von denen viele Mitglieder der Ethical Trading Initiative sind, der Initiative für ethischen Handel.
Infolge der am Arbeitsbeziehungsgesetz (Employment Relations Act - ERA) vorgenommenen Änderungen gelten die Beschäftigten in der Film- und Computerspiele-Industrie nicht mehr als Angestellte, sondern als Auftragnehmer, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes ausgehandelt wird. Durch die 2010 vorgenommene, für die Filmindustrie geltende Änderung des ERA wird den Beschäftigten in der Film- und Computerspiele-Industrie die Möglichkeit genommen, einen Tarifvertrag
Tarifvertrag
Eine gewöhnlich schriftliche Vereinbarung, die die Ergebnisse von Kollektiv-/Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern enthält.
vgl. Kollektiv-/Tarifverhandlungen
auszuhandeln oder sich bei Verhandlungen von einer Gewerkschaft vertreten zu lassen. Für die Entwickler von Computerspielen gibt es keine eigene Gewerkschaft. Zudem hat die Regierung 2011 die Einreisebestimmungen geändert, um ausländischen Beschäftigten eine Tätigkeit in der neuseeländischen Filmindustrie zu erleichtern. Die Gewerkschaft und die Filmbranche befürchten Arbeitsplatzverluste und ein Unterlaufen der Löhne und Arbeitsbedingungen.
Für die Arbeitsstätten in der Film- und Computerspiele-Industrie gelten aus Sicherheits- bzw. kommerziellen Gründen Zutrittsbeschränkungen. Dadurch werden die Möglichkeiten der Gewerkschaften, sich Informationen über informell gemeldete Gesundheits- und Sicherheitsprobleme zu verschaffen, beeinträchtigt. In beiden Branchen wird über Beschäftigte berichtet, die regelmäßig 50 oder 60 Stunden pro Woche oder sogar noch länger arbeiten. Das Arbeitsministerium hat im Juli 2011 eine Beschwerde untersucht, die ein Auftragnehmer, der vier Wochen lang 14 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche gearbeitet hatte, gegen einen Spielehersteller vorgebracht hatte. Das Ministerium fand nicht genügend Anhaltspunkte für eine Anzeige, aber in der Branche war man sich einig, dass derartige Arbeitszeiten generell üblich seien. Bei einer Explosion in Peter Jacksons Filmstudio in Wellington wurden zwei Menschen leicht verletzt. Die Feuerwehr löschte den Brand und führte eine Untersuchung durch, durfte jedoch aufgrund einer Geheimhaltungsklausel nicht über den Vorfall sprechen. Es gingen inoffizielle Berichte über frühere Unfälle ein, aber angesichts der Sicherheitsbestimmungen ist nur schwer an Informationen heranzukommen.
Einige Arbeitgeber haben ihre Beschäftigten unter Druck gesetzt, keiner Gewerkschaft beizutreten oder individuelle Verträge anstelle von Tarifverträgen zu unterschreiben, indem sie ihnen finanzielle Anreize angeboten bzw. mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes oder mit einer Herabstufung gedroht haben.
Das Fleischunternehmen AFFCO hat den Beschäftigten in einigen seiner Betriebe während des Jahres 2011 3% mehr Lohn für einen individuellen statt eines kollektiven Arbeitsvertrages angeboten. Denjenigen, die individuelle Verträge akzeptierten, wurden sichere Arbeitsplätze und eine Anwesenheitsprämie in Höhe von 1.000 NZD bei einer Anwesenheit von 98% versprochen. Mitglieder der Metzgergewerkschaft (Meat Workers’ Union - MWU) wurden entlassen, während Beschäftigte mit individuellen Verträgen, die noch nicht so lange dabei waren, ihren Arbeitsplatz behielten. Der Arbeitgeber hatte zuvor zugesagt, dass eine längere Betriebszugehörigkeit auch eine längere Beschäftigung garantieren würde. AFFCO bevorzugte bei der Einstellung von Beschäftigten in seinen Fleischbetrieben in Imlay, Rangiuru, Horotiu und Moerewa Nichtgewerkschaftsmitglieder gegenüber Gewerkschaftsmitgliedern, woraufhin sich die MWU an das Arbeitsgericht wandte, um diese Praktiken zu unterbinden. Im April 2011 entschied das Gericht zugunsten der Gewerkschaft, wobei es feststellte, dass AFFCO Gewerkschaftsmitglieder entsprechend ihrem Dienstalter beschäftigen müsse. Das Gericht befand ferner, dass AFFCO Nichtgewerkschaftsmitglieder dadurch begünstigt habe, dass ihnen längere Verträge angeboten wurden als Gewerkschaftsmitgliedern und dass dies diskriminierend sei. In einem gesonderten Fall kam die Arbeitsbeziehungsbehörde 2011 zu dem Schluss, dass AFFCO einen qualifizierten Facharbeiter aufgrund seiner Gewerkschaftsaktivitäten zu einem einfachen Arbeiter degradiert habe.
Selbst im Falle erfolgreicher Gerichtsverfahren führt finanzieller und anderer Druck zum Teil dazu, dass die Beschäftigten dennoch aus der Gewerkschaft austreten. Zwischen der Gewerkschaft Dairy Workers Union und Open Country Dairy Ltd kam es 2009 zu einem Arbeitskampf Arbeitskampf Ein Konflikt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern bezüglich der Arbeitsbedingungen oder -umstände; kann zu Arbeitskampfmaßnahmenführen. und einem Gerichtsverfahren im Anschluss an einen erbitterten Konflikt mit dem Unternehmen, das die Arbeitsbedingungen und die Gewerkschaftsrechte untergraben hatte. Der Konflikt wurde 2011 beendet, und der Gewerkschaft wurde von dem Gericht das Tarifverhandlungsrecht zugesprochen. Für die Beschäftigten kam dies jedoch zu spät, da lediglich sechs der 34 Ausgesperrten ihren Arbeitsplatz behielten. Diese sechs Beschäftigten gingen anschließend auf die ihnen angebotenen finanziellen Anreize ein und traten aus der Gewerkschaft aus. Bei Open Country Dairy ist inzwischen niemand mehr gewerkschaftlich organisiert.
Sowohl private als auch öffentliche Arbeitgeber greifen verstärkt auf Vertragsarbeitskräfte anstelle von Festangestellten zurück. Vertragsarbeitskräfte fallen größtenteils nicht unter die arbeitsrechtlichen Bestimmungen Neuseelands, einschließlich des Vereinigungsrechtes, des Rechtes auf kollektive Aktionen und des Rechtes auf das Einlegen einer Beschwerde gegen eine unrechtmäßige Kündigung. Der Leiter der Hafengesellschaft Ports of Auckland hat 2011 mit der Entlassung sämtlicher Gewerkschaftsmitglieder und mit deren Ersatz durch Vertragsarbeitskräfte gedroht.
In den Jahren 2010 und 2011 haben die Gewerkschaften neun Verfahren gewonnen, die sie vor der Arbeitsbeziehungsbehörde und dem Arbeitsgericht gegen Lebensmittelunternehmen angestrengt hatten (Talley’s Group Ltd, AFFCO Ltd und Open Country Dairy Ltd) und bei denen es um Beschäftigungsfragen, einschließlich des Zutritts der Gewerkschaften zu Betrieben, ging. Talley’s Group hat in den letzten Jahren die Mehrheitsbeteiligung an AFFCO Ltd und Open Country Dairy erworben. In nur einem Fall wurde eine Geldstrafe wegen Verletzung des Grundsatzes von Treu und Glauben verhängt. In anderen Fällen wurde der Arbeitgeber angewiesen, sich an die gesetzlichen Bestimmungen zu halten und Gewerkschaftsvertretern den Zutritt zu dem Betrieb zu ermöglichen. Die Metzgergewerkschaft (Meat Workers’ Union – MWU) gab bei Konflikten in einem einzigen Betrieb mehr als 100.000 NZD für Prozesskosten aus. Sie war vor Gericht zwar erfolgreich, bekam jedoch nur einen Teil dieser Summe zur Deckung der Kosten zugesprochen.
Es kann Jahre dauern und die Anrufung dreier verschiedener gerichtlicher Instanzen erfordern, um zu einem endgültigen Beschluss zu gelangen, wenn die Arbeitgeber gewerkschaftsfeindlich sind und über genügend Mittel verfügen. Die Lebensmittelarbeitergewerkschaft Service and Food Workers Union (SFWU) und die für den öffentlichen Dienst zuständige Public Service Association (PSA) konnten 2011 schließlich eine Auszahlung für Nachtschicht verrichtende Beschäftigte in Pflegeheimen erwirken, denen jahrelang weniger als der Mindestlohn gezahlt worden war. Nach dreijährigen Gerichtsverfahren und jahrelangen Verhandlungen kam schließlich eine Gesetzesänderung zustande, durch die die Betroffenen zwar eine Lohnnachzahlung Lohnnachzahlung Einem/Einer Arbeitnehmer/in für eine frühere Beschäftigung zustehende Löhne oder Leistungen; häufig im Falle einer ungerechtfertigten Entlassung zugesprochen; nicht zu verwechseln mit einer rückwirkenden Zahlung (einer verzögerten Zahlung für Tätigkeiten, die zuvor zu einem niedrigeren Satz verrichtet wurden) erhielten, jedoch nicht den gesamten ausstehenden Betrag. Die mit gerichtlichen Schritten verbundenen Kosten stellen eine erhebliche Belastung für die Gewerkschaften dar.
Theoretisch haben die Gewerkschaften zwar die Möglichkeit, Betriebe zu betreten und Beschäftigte als Mitglieder zu werben, aber in der Praxis legen viele Arbeitgeber ihnen Steine in den Weg, indem sie beispielsweise darauf bestehen, dass Gewerkschaftsvertreter stets begleitet werden, wenn sie einen Betrieb betreten und indem sie den Spielraum und die Umstände von Zusammenkünften der Gewerkschaft mit Mitgliedern kontrollieren. Einige Gewerkschaften haben bereits vor Inkrafttreten der neuen Zutrittsbestimmungen am 1. April 2011 über Behinderungen seitens der Arbeitgeber berichtet. Ein Arbeitgeber, Pacific Flight Catering, hat Gewerkschaften den Zutritt mehr als zwei Jahre lang verweigert, bis er im Anschluss an ein Gerichtsverfahren dazu verpflichtet wurde, ihnen den Zutritt zu gestatten. Gewerkschaftsbesuche bei diesem Arbeitgeber werden nach wie vor streng überwacht, und es wurde eine polizeiliche Überprüfung des betreffenden Gewerkschaftsvertreters verlangt. Der Käsehersteller Open Country Cheese versuchte im Juni 2009, Vertretern der Gewerkschaft Dairy Workers Union (DWU) den Zutritt zu verweigern, bis die Arbeitsbeziehungsbehörde entschied, dass der Zutritt zu gestatten sei. Andere Gewerkschaften berichten über kontrollierte oder behinderte Betriebsbesuche. Die am Arbeitsbeziehungsgesetz vorgenommenen Änderungen werden die Situation weiter verschlechtern (vgl. „Gewerkschaftsrechte in der Gesetzgebung“).
Sowohl private als auch öffentliche Arbeitgeber greifen verstärkt auf Vertragsarbeitskräfte anstelle von Festangestellten zurück. Vertragsarbeitskräfte fallen größtenteils nicht unter die arbeitsrechtlichen Bestimmungen Neuseelands, einschließlich des Vereinigungsrechtes, des Rechtes auf kollektive Aktionen und des Rechtes auf das Einlegen einer Beschwerde gegen eine unrechtmäßige Kündigung. Zudem haben sie keinen Anspruch auf Kranken- oder Urlaubstage bzw. Überstundenbezahlung.