Pakistán - Telecom-Gewerkschaft unter Beschuss (2011)

Im April 2006 wurde die pakistanische Telekommunikationsgesellschaft Pakistan Telecommunication Company Limited (PTCL) übernommen. Laut Vertrag sollten alle 61.000 PTCL-Arbeitnehmer eine Lohnerhöhung erhalten und es wurde zugesagt, dass keine weiteren Entlassungen mehr stattfinden. Jedoch haben seitdem über 35.000 Arbeitskräfte ihre Arbeitsplätze verloren und die Lohnerhöhung wurde niemals umgesetzt. Seit dem 2. August 2010 organisierten PTCL-Gewerkschaften landesweite Streiks von täglich zwei Stunden, um die Lohnerhöhung durchzusetzen, und am 16. August wurde diese Aktion zu einem richtigen Streik ausgeweitet. Die Geschäftsleitung von PTCL bot eine 30 %ige Lohnerhöhung und weitere an die Arbeitsproduktivität bis Dezember 2010 gekoppelte 20 % an; dieses Angebot wurde abgelehnt.
Am 3. September trafen sich die Gewerkschaftsführer nach 17 Streiktagen mit dem Bundesminister für Arbeit und baten ihn um sein Eingreifen. Ihnen wurde gesagt, dass die Hauptforderung – eine 50 %ige Lohnerhöhung – innerhalb von drei Tagen erfüllt würde. An jenem Abend aber griffen Hunderte von Polizisten das Streikcamp an. Berichten zufolge war die Polizei bestochen worden und ein Polizeipräsident habe den beteiligten Polizisten gesagt, dass die Verletzungen schwer genug sein sollten, damit keiner mehr ins Gefängnis laufen könnte. Über 50 Streikende wurden verhaftet, darunter drei Hauptführer, die nach den Antiterrorgesetzen angeklagt wurden, sowie weitere 35 nach § 7 ATA (Antiterrorgesetz) Die Inhaftierungen dauerten 24 Stunden, während in den Wohnungen Razzien durchgeführt wurden. Als Bedingung für den Erhalt ihrer Löhne wurden die PTCL-Arbeitnehmer gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben, dass sie sich von dem Streik distanzieren. Über 250 Arbeitnehmer wurden entlassen.
Seit der Razzia im September hat die Geschäftsleitung den Jahresbonus für über 2.000 Mitarbeiter gestrichen und die Lohnzahlung an weitere 500 Mitarbeiter abgelehnt. Der Generalsekretär der Gewerkschaft Pakistan Telecom Employees Union und mehrere andere Gewerkschaftsführer wurden unrechtmäßig entlassen und weitere 250 gefeuert. Die nationale Kommission für Arbeitsbeziehungen hob die Kündigungsbescheide auf, die Geschäftsleitung hat die Aufhebung jedoch nicht angenommen.

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