Tailandia - Wanderarbeitskräfte wegen Meldung von Missbräuchen strafrechtlich belangt

Am 7. Februar 2018 sollten 14 Wanderarbeitskräfte aus Birma wegen Verleumdung vor Gericht erscheinen. Das Verfahren war lange hinausgezögert worden, und die Vorwürfe hatte die Geflügelfarm, bei der sie beschäftigt waren, Thammakaset Company Limited, erhoben, nachdem sie die entsetzlichen Missbräuche, denn sie ausgesetzt waren, gemeldet hatten.
Die Arbeitskräfte hatten im Juli 2016 Beschwerde bei der Nationalen Menschenrechtskommission Thailands (NHRCT) erhoben, da der Betrieb weniger als den Mindestlohn zahle, Überstunden nicht vergüte, die Freizügigkeit der Beschäftigten einschränke und Ausweispapiere, einschließlich Pässen, konfisziere. Im August 2016 kam die NHRCT zu dem Schluss, dass Thammakaset Co. Ltd. weder den Mindestlohn zahle noch Überstunden vergüte und keinen angemessenen Urlaub gewähre. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit Zwangsarbeit wurden jedoch zurückgewiesen. Das Unternehmen reagierte darauf mit einer Verleumdungsklage gegen die Arbeitskräfte wegen Rufschädigung. Im November 2016 hat Thammakaset zudem Andy Hall vom Migrant Workers’ Rights Network verklagt, weil er den Fall in den sozialen Medien kommentiert hatte. Im Dezember 2016 hat ein Arbeitsgericht Thammakaset eines Verstoßes gegen das Arbeitsgesetz für schuldig befunden und eine Entschädigungszahlung angeordnet, aber der Betrieb hat Berufung beim Obersten Gerichtshof eingelegt.
Es kommt immer häufiger zu Verleumdungsklagen, um Wanderarbeitskräfte davon abzuschrecken, Missbräuche zu melden. Die ausländischen Arbeitskräfte befinden sich jedoch bereits in einer schwachen Position, da sie keine Gewerkschaften gründen dürfen, um sich zu schützen.
Bei ersten Anhörungen im August 2017 warf Thammakaset zwei Beschäftigen erneut Diebstahl vor, weil sie angeblich ihre Stechkarten „gestohlen“ hätten, obwohl der Provinzstaatsanwalt im Juni 2017 gefordert hatte, diese Vorwürfe fallen zu lassen, da sie unbegründet seien. Die Beschäftigten hatten Arbeitsinspektoren ihre Stechkarten gezeigt, um ihre Vorwürfe bezüglich übermäßig langer Arbeitszeiten zu belegen.
Falls sie schuldig gesprochen werden, könnten den birmanischen Arbeitskräften bis zu eineinhalb Jahre Haft drohen und Andy Hall sogar sieben Jahre.

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